Von Jean Paul an Luise Ahrends. Leipzig, 8. August 1798.
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In dieser Minute der Anrede seh’ ich Sie wie in einem Spiegel80,35
zimmer an mehreren Orten zugleich, weich
bewegt an Ihrem Klavier
— gebükt und fütternd vor ihrer
jungen Fasanerie, und mich seh’81,1
ich oben am Fenster, aus
welchem mein inniger Morgengrus nicht so
weit herunter hat als
aus dieser Stube. [Es thut] wohl, von der
Liebe
zu nichts zu reisen als zur Liebe. Möchte jede Stunde
eine Blumen-
göttin für Sie sein. Aber sie sol Ihnen
keine Blumen geben, die auf81,5
Gräbern wachsen. In Ihren
lachenden Jahren d[ürfen] die Gräber
nur Stufen sein, um höher zu steigen,
nicht schon Ruhebänke, um
sich darauf
zu sezen.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Luise Ahrends. Leipzig, 8. August 1798. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_115
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K: Luise Arends 8 Aug. 81,3 Wohl 5 Sie] sie
Luise Christiane Wilhelmine Ahrends (1771—1820), die Tochter des Subkonrektors Andreas A. in Aschersleben (1736—72), des ersten Gatten von Gleims Nichte Christiane Friederike, also eine Großnichte des Dichters, bei dem sie lebte, und Stiefschwester von Wilhelm Körte (s. Nr. 112†), heiratete 1799 den Legationssekretär Himly, s. Nr. 194† und Bd. VII. 192, 28 .