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Korrespondenz

Von Jean Paul an Emanuel. Weimar, 28. Februar 1799.

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Weimar d. 28 Febr. 99.
159,2

Mein guter Emanuel! Ich bin Ihnen jezt vielerlei schuldig, Ant
wort, Geld und sogar — Entschuldigungen; Dank ohnehin. Hier
haben Sie alles aufeinmal, ausgenommen das Geld, das ich Ihnen159,5
samt fremden Briefen in Bayreuth einmal selber geben wil.

Der Friede und der Frühling, die jezt Hand in Hand zu uns kommen,
ziehen das Herz aus dem Eise des Winters. Mein physisches fiel der
Jenner häslich an; aber in meinem moralischen sizt jezt der Mai und
der Junius und viel vom July. Ach Geliebter! welche Rosen und159,10
Lilien und Vergismeinnicht hat die Frühlingszukunft in Hof und Bay-
reuth für mich und — ich hoffe — auch für Sie!

v. Zanthier (mit einem ((matten)) Stolberg) war bei mir, ein
kräftiger, klarer, biederer, weicher Man; wir schieden mit innigster
Rührung. Was hab’ ich nicht schon gesehen und verloren? Bei mir159,15
ist jezt jede Gegenwart eine Hülle und eine Pränumerazion der Ab
wesenheit. — Zanthier that meinem Herzen auch durch die achtende
Liebe wohl, womit er von Ihnen erzählte. Er verwünschte sein Ge
dächtnis,
daß er durch Hof ohne einen Besuch bei Otto gegangen
war. —159,20

Von meinem hiesigen frohen Leben kan ich nichts erzählen — weil
ichs schon Otto erzählt habe und ich ungern meine Personalien einmal
zeichne, geschweige 2mal. Ich lebe in den sonderbarsten und wichtigsten
Erfahrungen; das Verhängnis ist mein Präzeptor und Rabbi. In
Hof sah ich in 6 Jahren nicht so viel von der Menschen etc.-natur als 159,25
hier in 6 Monaten. Ach uns bricht das Schiksal wie ein Anfänger oder
ich das Couvert so oftmals bis es die rechte Gestalt heraushat! Ich
könte uns aber eher mit Servietten vergleichen, die man sonst in alle
Formen knülte. —

Schreiben Sie mir Bayreuther Zeitungen d. i. von Bayreuth. 159,30

Herzlich sei gegrüsset Schäfer, Ihr Bruder und Elrod und in etwas
die F. v. Kropf. Leben Sie wohl, unvergessener und unvergeslicher
Geliebter, und gedenken Sie meiner in Frieden!


Richter

Auch an meine gute biedere feurige Voigt und an ihren freundlichen 159,35
Man den wärmsten Grus des Herzens! —

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Emanuel. Weimar, 28. Februar 1799. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_216


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959. Briefnr.: 219. Seite(n): 159 (Brieftext) und 446 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: SBa. 4 S. 8°. Vermerk Emanuels: d. 17ten beantw. K: Eman. 1 M.[!] J 1: Wahrheit 6,76× (1. März). J 2: Denkw. 1,80×. A: IV. Abt., III.1, Nr. 157. 159, 3 f. Antwort] aus Briefe H 8 Eise] davor gestr. tödtenden H 21 weil] davor gestr. erstlich H 22 ungern] aus nie H 27 oftmals] aus oft H 28 alle] aus allen H

159,13 Zanthier: s. 62, 15 †. 35 Voigt: s. Bd. II, Nr. 427, 253, 17 †.