Edition
Korpus

Von Jean Paul an Christian Heinrich Kühner. Weimar, 21. Oktober 1799.

Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



Weimar d. 21. Okt. 99.
242,15

Von uns kan kein Hayden 7 lezte Worte in Musik sezen, sondern
höchstens 7 erste — wir verloren uns schweigend von einander. Aber
auf meiner ganzen Heimreise, geliebter Kühnert [!], dacht’ ich in der
Nachbarschaft Ihres pädagogischen Kunstwerks immer an Sie — eine
solche Schülerin erinnert immer an den Lehrer und ist ihre und seine242,20
Lobrednerin zugleich. Ich liebe Sie recht sehr, Lieber, erstlich weil ich
Sie gesehen und zweitens weil ich das holde Medaillon, meine
Schwester Auguste, deren zarte Sitlichkeit ihren unbefangnen
Jahren vorreift, mitgenommen habe.

Der Himmel belohne Ihr Leben, das so schön wirkt. Ich liebe Sie242,25
recht innig. Grüssen Sie den guten lieben Engelhardt.


J. P. F. Richter

Ihre Elevin gefället jedem wie mir. Herder wurde, bei dem ersten
Sehen, ihr Grosvater, gab ihr die Frau zur Grosmutter und die Tochter
zur Tante; vor der Hand kan sie sich mit den 4 kanonischen Ver242,30
wandten begnügen.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Christian Heinrich Kühner. Weimar, 21. Oktober 1799. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_330


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959. Briefnr.: 334. Seite(n): 242 (Brieftext) und 475 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: ehem. Kat. 485 Stargardt (1949), Nr. 45. 2½ S. 8°; auf der 4. S. Adr.: H. Kühnert [!]. K (nach Nr. 327): Kühnert in H.burgh. 21 Okt. A: IV. Abt., III.2, Nr. 273. 242,16 Haiden K 21 sehr] nachtr. H

Christian Heinrich Kühner (1772—1827), ein Neffe Hohnbaums (s. Nr. 141† ), damals Kollaborator in Hildburghausen, später Hofdiakonus und Hofprediger in Eishausen, hatte Karoline von Feuchtersleben und Auguste von Beck Unterricht gegeben und scheint später den Briefwechsel der Liebenden vermittelt zu haben, vgl. 289, 30.33 . In A äußert er seine Freude, sich nicht mündlich von Jean Paul verabschiedet zu haben, da ihm dies zu einem so teuern Briefchen verholfen habe. „Das viele Schöne, das Sie mir über meine Schülerin sagen, darf ich nicht annehmen, da nur der kleinste Theil ihrer Bildung mir gehört.“