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Korrespondenz

Von Jean Paul an Caroline Herder. Weimar, 18. März 1800.

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[ Weimar, 18. März 1800. Dienstag]
306,25

Gute Mutter! So sucht die Natur die Sünden des Abendes heim.
Mein unbändiges Feuer strafte mich mit erstickendem Husten, Folter
träumen und einem kranken Tag. Gott gebe, daß es unserem Geliebten
nichts geschadet; diese zweite Strafe wäre zu hart. Beruhigen Sie mich
darüber. — Majer mit seinen unausstehlichen altäglichen Kreuz und 306,30
Queerzügen, worüber ich wieder unsern Herder nicht vernehme, sezt
alles, wenigstens mich in Flammen. So bekomt man stat 10 schöner
Gespräche eines — den Wein in umgekehrtem Verhältnis — die
weibliche Welt hat nur den Schlaf davon und wir verlieren ihn — ich
begehe Fehler gegen den geliebtesten Menschen — und diesem schadet306,35
nach den Tags Anstrengungen das späte Feuer — kurz es ist sündlich.
— Aber von meinem neuen Jahre an bitt’ ich Sie, jedes mal wo ich an307,1
die Verirrung wieder komme, mir blos ein Chiffre Wort zu sagen,
z. B. besehen Sie sich; und wie meiner Oberkonsulesse werd’ ich
Ihnen, das betheuer’ ich, auf der Stelle gehorchen und die Einwürfe
aufsparen. Es ist Ernst. —307,5

Ich habe keine Briefe bekommen. Mein guter Genius hies mich die
Reise verschieben. Ich stehe nicht dafür, daß sie nicht gar bis — Weimar
kommen. Leben Sie gesund und vergeben Sie einem armen matten
Schelm. —


R.
307,10
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Caroline Herder. Weimar, 18. März 1800. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_422


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959. Briefnr.: 427. Seite(n): 306-307 (Brieftext) und 500 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 1¼ S. 4°. J: Herders Nachlaß Nr. 29 (März 1800). A: IV. Abt., III.1, Nr. 341. 306,27 erstickendem] nachtr. 307,2 Chiffre] nachtr. 4 betheuer’] aus betheuere 8 armen] nachtr.

Die Datierung ergibt sich aus A: „Mein Mann hat auch übel geträumt, ist aber doch auf dem Consistorium gewesen [dessen Sessionen Dienstags waren] ... Wenn die guten Seelen [Karoline von Feuchtersleben und Ernestine von Beck] übermorgen kommen, so sollen sie auch in Weimar willkommen sein.“