Von Jean Paul an Emilie von Berlepsch. Weimar, 1. August 1800.
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Berlin ist mehr ein Welttheil als eine Stadt, wo sich aus
der
grösseren Menge leichter eine gesellige Einsamkeit erwählen
lässet, da
fänden Sie Ihren ruhigsten Hafen in Deutschland. —
Kanst du dein
sonderbar gewundnes Leben, das mehr deinen Werth als dein
Glük358,10
vermehrte, nur auf ein Jahr weissagen und es
beschwören, daß du
nicht Klippen und Inseln verwechselst? Und
wenn nun das Schiksal
Ihre Individualität nicht anders
erziehen konte als in diesem rauhen,
Blätterabwehenden
Wetter? Ach der Mensch fängt immer von der
höhern Freude die
Foderung der noch höhern an, anstat die Zufrieden358,15
heit mit jener —
[Ich] rathe, nicht sich dem trüben
Winter mit einem
trüben Geiste preiszugeben. Trau deinem
Herzen und dem Gott, der es
schuf, und wafne eben
[?] deinen Muth nicht gegen dich sondern
für
dich.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Emilie von Berlepsch. Weimar, 1. August 1800. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_497
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K: Berlepsch d. 1 August. i: Denkw. 2,129. B: IV. Abt., III.2, Nr. 356, 374, 404. A: IV. Abt., IV, Nr. 1 (1. Okt. 1800).
Nach A teilte ihr Jean Paul seine Entlobung mit (und damit die Unmöglichkeit, sie in sein Haus aufzunehmen).