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Korrespondenz

Von Jean Paul an Johann Georg Jacob von Ahlefeldt. Weimar, 11. September 1800.

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W[eimar] d. 11 Sept. 1800 .
374,23

Eben bekam ich dein Blat. Lieber Hans! An Matzdorf schreib’ ich
hier, daß er dir 100 rtl. auf meine Rechnung auszahle, „damit du374,25
allerlei für mich anschaffen köntest.“ Erstlich wolt’ ich mir das Geld
schicken ersparen und zweitens hab ich nicht soviel überflüssiges
baares Silber. Ich wünsche, daß dich dieser Weg nicht geniere . Mit
deinem Briefe kam der einer Freundin an, die mir schon 80 rtl.
nicht wiedergegeben und die noch 500 rtl. dazu wil, aber nicht bekam;374,30
so hat die Herder 100 Konvenzionstl. und so immer weiter steck’ ich 375,1
in Schulden meiner — Schuldner. Nim also die Halbierung, die dich
immer über die nächsten Klippen wegführt, nicht übel, Hans! — Mache
überhaupt meine Einrichtung nicht kostbar; denn der Ehe, des Alters
und der Gesundheit und der Litteratur wegen, mus ich sparen; ich375,5
bekam wohl 1100 rtl. für den Titan, aber seit 3 Jahren; und so lang
und länger schrieb ich daran in Intervallen. — Anfangs wolt’ ich
beinahe an Matzdorf — wenn ich nicht so ungern von Verlegern anti-
zipierte und wenn ich mich nicht nach dir und Berlin so sehnte — 200 rtl.
für dich schreiben und dan gar nicht kommen; weil zwischen Freun375,10
den dieses Verhältnis so illiberal ist. Thu’ mir also den Gefallen und
sprich mit mir nichts davon. Aber Alter, vergieb auch. Du soltest
wissen, wie ich Armer immer durch Freunde verarmte, wie mich ein
nächster um mehr als 500 rtl. bestahl u. s. w.

Lebe wohl! Schicke wenigstens nach Dessau ein Antwortsblätgen 375,15
an Spazier, damit ich da froher abreise. — Lebe froh! Grüsse alles! —


R.

Hat dir der Ex-Religiosist Kosmeli dein Geld gezahlt? —

Ist kein altes starkes (aber nicht englisches) Bouteillen Bier zu
kaufen? —375,20

Wahrscheinlich komm’ ich den 29 oder 30ten, vielleicht eher.

Sorge ja für ein Repositorium; ein Schreibschrank reicht mir nicht.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Johann Georg Jacob von Ahlefeldt. Weimar, 11. September 1800. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_521


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959. Briefnr.: 535. Seite(n): 374-375 (Brieftext) und 525 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin acc. ms., o (VII) (derzeit BJK). 2 S. 8°. K: Ahlefeldt 15[!] Sept. J: Dietmar Nr. 7× (die Nachschrift nicht zugehörig, s. Bd. IV, Nr. 138). B: IV. Abt., III.2, Nr. 423. Der erste Satz nachtr. H 374,28 Silber] nachtr. H 29 80] aus 100 H 30 aber nicht bekam] nachtr. H 375, 6 f. so lang und] nachtr. H 8 beinahe] nachtr. H wenn ich nicht so ungern] aus so ungern ich H 9 und1 bis sehnte —] nachtr. H 16 alles] nachtr. H 19 Bouteillen] nachtr. H

Ahlefeldt hatte dringend gebeten, ihm zur Bezahlung von Schulden mit ein paar hundert Talern auszuhelfen. Das eingangs erwähnte „Blatt“, das anscheinend erst während oder nach Abfassung des Briefs eintraf, ist nicht erhalten.