Von Jean Paul an Emanuel. Hof, 15. Oktober 97.
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Theuerster! Ich habe zwei neue Freunde von mir, wie Sie schon
wissen, auf Ihr Herz assigniert. Diese liessen den
Musenalmanach, der
auf ein Kanapee gehört, hinter eines fallen und der
Hausknecht brachte
gerade, als ich darnach zum Buchhändler
geschikt hatte, um ihn auch
zu lesen, mir diesen zum
Nachschicken. Sie werden ihn H. Liebeskind380,25
zustellen.
Ich danke Gott für seine Angst und meinen Fund.
Ich versparte meine Antwort und Bezahlung auf die Zurükgabe der
Mde Stael (sur l’influence des passions) — ein Meisterstük
oder
Meisterinstük —; jezt wird Otto Ihnen, Sie H. Schäfer die
Madame
geben.380,30
Ich wohne im blauen Engel in der Petersstrasse und zwar schon
in den ersten Tagen Novembers.
O Theuerster! wie können Sie denken, daß eine längere oder kürzere
Poststrasse das Seelenband zwischen uns weiter oder enger
mache?
Mir ist als wenn ich hier Sie noch einmal
verliesse: denn Sie und381,1
Christian sind das Zwillingsgestirn
meiner Liebe, das im bayreuth[er]
Himmel steht und nach dem ich mich am meisten umblicke. Ach
warum
sind Freunde so viel bitterer zu verlassen als
Freundinnen?
Die Bonmotsanthologie war Ihnen zum Lesen geschikt: ich hätte
381,5
nichts dagegen, wenn Sie einige Gedankenblize Georgs und
Frizens vor dem reformierten Prediger leuchten liessen, da
er an
dem innern Aether des Paares verzweifelt. Dan schicken Sie
es
nach — Hof.
Leben Sie glüklich! Ach wie oft sagt das mein Inneres in jeder381,10
Woche! Recht recht glüklich!
N. S. Beinahe hätt ichs vergessen. Das Kampanerthal lies ich
absondern und mit einem besondern Titelblat versehen für
Otto:
es ist nur 2 mal in der Welt und darum haben Sie und er
diese aus381,15
2 Exemplaren bestehende Auflage mit
einander
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Emanuel. Hof, 15. Oktober 97. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=II_716
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: SBa. 4 S. 8°. K: Eman. 15 Okt. J: Denkw. 1,71×. B: IV. Abt. II, Nr. 237. A: IV. Abt., II, Nr. 246. Vermerk Emanuels auf H: d. 27ten beantw. 381, 6f. und Frizens] nachtr. H 8 Dan bis 9 Hof.] nachtr. H 13 Das] aus Ein H 15 es bis 16 einander.] unterstr., aber wohl von fremder Hand H nur 2 mal] aus noch eins da H
Die neuen Freunde sind Liebeskinds, s. Nr. 715†. 380, 28 Mad. de Staël, „De l’influence des passions sur le bonheur des individus et des nations“ (1796); vgl. IV. Abt. (Br. an J. P.), II, Nr. 161 u. I. Abt., IX, 270,8f. (Titan, 111. Zykel.) 381, 5 –8 Bonmotsanthologie: s. 262, 28†; Georg und Fritz: Cloeter, vgl. zu Nr. 392; ersterer war nach Wahrheit 4,254 der beste Kopf unter Richters Schülern (vgl. 331, 21); reformierter Prediger in Bayreuth war als Nachfolger von Schinz (s. Nr. 19) von 1795 bis 1799 David Kaspar Hardmeyer aus Zürich. 13–16 Kampanerthal: vgl. Nr. 557†.