Von Jean Paul an Caroline Herder. Weimar, 4. Juni 1801.
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Freundin! Heute gieng ich wegen eines Doppel Planes nicht nach
Tieffurth. Komm’ ich das erstemal, wie schiklich, ohne C.:
so mus
ich zum zweitenmale kommen, wozu mir Lust und Stunde fehlt.
Also:
könt’ ich nicht besser einen Wagen nehmen, Sie beide
in den Vorder-
und mich und C.
in den Rüksiz ordnen und so zu Wieland fahren und
76,30
rükwärts bei der Herzogin soupieren? Durch Ihre
Gegenwart wäre
die schnelle meiner C. entschuldigt.
Ich bitte Sie erst auf morgen um
Ihre Entscheidung und um die
des Tages. — Ich sprech’ es nicht aus,
wie seelig mir jezt das
Herz mitten in meinem Himmel schlägt darüber,77,1
daß ich nun wieder
auf die alte blühende herliche Freundschaftsinsel,
mit Einem Herzen mehr noch dazu, aussteigen durfte. Nie, nie
könt’
ich unseren grossen Genius — dem nichts fehlt als ein Spiegel
—
weniger lieben, auch wenn er als Engel mit einem Schwert vor
meine77,5
Paradiese träte; aber wie schöner glänzt der
Engel, wenn er zu diesen
die Thüren blos aufmacht! Gute Nacht
Ihnen beiden! Immer geh’
es Ihnen wie Sie es andern gehen
lassen!
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Caroline Herder. Weimar, 4. Juni 1801. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_143
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 1 S. 4°. J: Herders Nachlaß Nr. 39 (Juni 1801). A: IV. Abt., IV, Nr. 144. 77,4 unserem 5 f. meine Paradiese] aus mein Paradies
Datiert nach A, worin Karoline Herder schreibt, sie habe durch ein Billett an Fräulein von Göchhausen (vgl. Bd. III, Nr. 341) sie vier (Herders und Richters) auf morgen nachmittag bei der Herzogin angemeldet; nach Osmannstädt könne man aber nicht am gleichen Nachmittage. 77, 1ff. Über das Wiedersehen mit Herder berichtet Karoline Richter in einem Brief v. 3. Juni 1801 an ihren Vater (H: Berlin JP), s. Wahrheit 6,191ff.