Von Jean Paul an Caroline Richter. Berlin, 8. November 1800.
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Dein Brief ist mir nicht nur der schönste, weil er der längste sondern16,25
auch weil er der herzlichste ist. Nie hat sich ein Mädgen-Herz
holder
entschleiert. So bleib es! Aber warum mus wieder ein
Dezember
hinter dem Mai einfallen, dein Brief-Ende? — Deinen
Vater mus
ich also erst widerlegen. Ich wil mich halb zwischen seine
Foderungen
und halb zwischen mein Gefühl theilen. Schlafe
wohl, Holde, Liebe,16,30
Edle! — Künftig fang’ ich meine
Briefe an, eh ich deine bekomme,
um mehr zu sagen, weil ich die
Briefträgerin nicht ennuieren wil.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Caroline Richter. Berlin, 8. November 1800. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_22
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Goethe- u. Schiller-Archiv. J: Denkw. 2,299×. B: IV. Abt., IV, Nr. 26. A: IV. Abt., IV, Nr. 27.
Karoline versucht in B ihren Mangel an Selbstvertrauen zu erklären und bittet ihn, wenn seinem Gefühl oder Willen oder seinen Grundsätzen eine Erklärung gegen ihren Vater zuwider sei, lieber nicht oder wenigstens seltener zu ihr zu kommen, da der Vater ihr gesagt habe, er könne ihr Herz der Gefahr einer Täuschung nicht aussetzen.