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Korrespondenz

Von Jean Paul an Charlotte von Kalb. Coburg, 29. September 1803.

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[Kopie, z. T. Konzept]

[ Koburg, 29. Sept. 1803. Donnerstag]
241,2

[Wie danke ich Ihnen für den] Brief, der nicht blos der Länge
wegen der beste [sondern weil er so heiter, gewandt und wizig] war
[und uns allen] wie ein Mond den hellen Tag zurükglänzt, der in241,5
Ihnen lebt. Das ist das rechte, daß die Menschen stil wie Blumen
neben einander stehen ohne heftige Verschlingungen und Stürme sich
nur durch Duft berührend und sich blos einem algemeinen Himmel
öfnend — [Vielleicht oder gar wahrscheinlich] blühe ich zarter
weicher Distelkopf [in künftiger Woche] auf Ihrem Boden einige241,10
Stunden.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Charlotte von Kalb. Coburg, 29. September 1803. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_406


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 413. Seite(n): (Brieftext) und (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

K: Kalb — i (nicht nach K): Denkw. 2,88 (29. Sept. 1803). B: IV. Abt., IV, Nr. 298. A: IV. Abt., IV, Nr. 306. 241,5 und uns allen] der K 6 rechte] so K, Rechte i. — Denkw. 2,89 ist noch ein zweiter Brief an Charlotte vom September 1803 abgedruckt, wohl ein früheres Konzept des gleichen Briefs: Ja wohl haben wir Ihren schönen Brief erhalten, der uns Ihre religiöse Stimmung mittheilte. Ich war in meiner Seele recht beschämt, daß wir nur Momente der Erhebung haben, da hingegen das Element Ihres Gemüths Religiosität ist — und Sie im Himmel leben. Thieriot sagt, andere Menschen brauchen Eloquenz, um Gedanken mit schöner Dinte aufzufrischen. Bei Ihnen sind die Gedanken mächtiger als die Worte, und wir erkennen, daß Ihr Geist nur Worte sucht, um sich andern verständlich zu machen.

In B heißt es u. a.: „Ich möchte still doch unter allen Stürmen den Reichthum des Gemüths behalten wie sie [die Natur]. Ich lobe Euch nicht. Ich will Euch haben. Es ist keine Eigenschaft und kein Talent und keine Gesinnung. Nichts Vergängliches, Ruhe und Leben, Lächeln, Ernst und sanfte Wehmuth, diese Gaben sind in uns. Aber in dem Tempel dieser Harmonien sollten mehrere sich verbinden zu einer Feier, einem Wohlsein, einer Trauer!“ — Nach A kündigte Jean Paul seinen Besuch auf Donnerstag (6. Okt.) an.