Von Jean Paul an Johann Georg Heine. Bayreuth, 20. März 1822.
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.. Da Sie Prinzessinnen so gesund entlassen haben als wären es
158,30
geborne Bürgerliche: so wird es Ihnen mit
Bürgerlichen noch leichter
glücken — Ihnen, Heiland der
Jugendwelt, vertrau’ ich meinen halben
Himmel (da ich nur
noch 2 Kinder habe) obwol mit dem schmerzlichen
159,1
Gefühl der Entbehrung an. Aber zu Ihrem Edelmuth, ohne
welchen Ihr
ärztlicher Kunstgeist sich nicht so glänzend
entwickelt hätte, fass’ ich die
Hoffnung, daß Sie mir meine
Tochter so bald zurückgeben werden als
Sie entscheiden können, daß Sie die leichtere Fortsetzung
Ihrer Kur159,5
weise fremden Händen
überlassen dürfen. Sie als Wunder thäter
gegen den vornehmen Wunderprediger,
der durch Worte ohne Stahl
und Eisen — das an der Stirne etwa ausgenommen — und durch
Kopf
verrückung Knochenverrückung
gerade beugen wollte und der versprach,
wo Sie hielten, und
dann Ihre Saat zu seiner Ernte machte.159,10
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Georg Heine. Bayreuth, 20. März 1822. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_263
Kommentar (der gedruckten Ausgabe)
SiglenK: Heine in Würzburg 20ten März. 159,2 Ihr] davor sich
Da Odiliens Rückgratverkrümmung sich verschlimmerte, hatte Karolineam 1. März 1822 bei dem Orthopäden Joh. Georg Heine in Würzburg(1770—1838), der schon im Okt. 1821 Odilie untersucht hatte (s.IV. Abt. (Br. an J. P.), VIII, Nr. 128), angefragt, ob er die Behandlung übernehmen wolle. Erhatte sich am 14. März dazu bereit erklärt, und es war beschlossen, daßKaroline ihre Tochter zu ihm bringen solle. Eine Tochter der Welden,Luise, die Heine von einem ähnlichen Leiden geheilt hatte, sollte zu einerNachkur mitreisen. Heine hatte u. a. eine Prinzessin Mathilde Schwarzenberg erfolgreich behandelt, deren Heilung aber der GesundbeterHohenlohe (vgl. Nr. 243† u. 337) für sich in Anspruch nahm.