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Korrespondenz

Von Jean Paul an Caroline Richter. Bayreuth, 29. Juli 1824 bis 30. Juli 1824.

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264,1
Baireut d. 29 Jul. 〈Donnerstags〉 1824

Dein Brief hat mich erquickt und gerührt, meine Theuerste, und die
Sehnsucht verdoppelt, die ich bisher aus allerlei Gründen verbarg.
Gerade den Morgen, wo ich nach vielen Monaten zur Rollwenzel 264,5
ging, verschönerten mir deine Herzensworte. Ich werde freilich noch
viel, viel leiden müssen — denn alle Mittel helfen wenig oder langsam —
aber ich weiß fest, Gott schickt mir an der Gränze des Äußersten das
rechte. Weller mußte nach meinem nicht ganz vollständigen Bericht
seinen Irrthum begehen.264,10

Sorge um Gottes Willen für eine gute Reise-Gelegenheit, die dir so
viele Freunde in Dresden doch wol erfragen können. Wage nur nicht,
sondern denke an die armen dich so unaussprechlich liebenden Kinder —
Zwinge dich, keinen feierlichen Abschied von Minna zu nehmen; ja
nimm keinen und sag ihrs voraus; sie kann sonst in deinen Armen264,15
sterben.


d. 30ten Jul.

Gestern abends war der sorgsame Walter schon wieder da. Er will
Puls und Aussehen seit der reichlichern Lebensart verbessert finden.
Weiter sei für die Augen nichts nöthig, nichts Äusserliches, kein Fon264,20
tanell, keine Bäder; ich müsse mein altes kräftiges Blut wieder haben. —
Zum Glück hab’ ich aus Frankfurt wieder 1 Eimer guten Graves-Wein
bekommen. — Wie freu’ ich mich auf deine historischen Vorlesungen
am Tische über deine Dresdner Erlebungen.

Komme nur bald! Du wirst mit Sehnsucht und Jubel empfangen264,25
werden. Grüße die Leidende!


R.

Kannst du es nicht bei Minona oder Uthe machen, daß sie dem zu-
dringlichen Richard, wenn er etwa wieder im Herbst meine Unbe-
fangenheit und deine Ruhe stören wollte, davon abwinken, damit nicht264,30
ich es zu thun brauche?

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Caroline Richter. Bayreuth, 29. Juli 1824 bis 30. Juli 1824. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_444


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955. Briefnr.: 448. Seite(n): 264 (Brieftext) und 417 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin JP. 4 S. 16º. J 1: Wahrheit 8,341×. J 2: Nerrlich Nr. 208×. B: IV. Abt., VIII, Nr. 307. 264,11 Reise] nachtr. 24 am Tische über deine] aus deiner

Karoline hatte geschrieben, Weller beharre trotz der gegenteiligen Ansicht der Bayreuther Ärzte auf seiner Diagnose (grauer Star), und gefragt, ob J. P. sie trotz ihres langen Ausbleibens freundlich empfangen werde.