Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 2. August 1811.
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Eiligst, daher Bitte um Verzeihung des schlechten Schreibens.
Hier, guter Cotta, das was die Zeit zu geben erlaubte für
den
Kalender. — Eben wurde mir aus Hamburg der „Orient“ zu-
213,5
geschickt, in dessen gedruckter
Ankündigung steht, daß man sich mit
mir in Verbindung gesetzt.
Nicht ein halbes, ⅛ Wort ist daran
wahr. Gäb’ ich künftig doch
etwas hinein — was ich vielleicht
aus Gründen der Zeit thun
könnte —: so würde zur selben Zeit
auch in Ihrem Morgenblatte etwas von mir erscheinen. — Wie
213,10
können Sie denken, daß ich Ihnen spätere Buchhändler
(nicht ein
mal frühere) vorziehe, da ich
zugleich 1) Ihre Handels-Klugheit
und 2)
Handels-Rechtlichkeit und 3) Liberalität aus so vielen
Proben
kenne? — Zur Michaelis Messe 1812 geb’ ich die neue
Auflage
der „Ästhetik“ in 4 Bändchen; aber bei einem andern Ver-
213,15
leger (noch hab’ ich keinen
gesucht), weil Perthes, der immer
Redliche, sein Näherrecht wegen der neuen Einverleibung mir
ab
getreten. Zur Ostermesse kommt die neue vermehrte
Auflage der
Levana; und noch steh’ ich an, dem alten Verleger sie
anzubieten,
da er zweifach durch zwei Verheimlichungen an mir
gesündigt.213,20
Neulich verschrieb ich mich; nicht bei
1500 sondern bei 1300 ab
gesetzten
Exemplaren der Levana mußte Vieweg
nachzahlen.
Leben Sie wol! Gehen die Buchhändler zu Grunde: so bleiben
Sie, nur aber im wichtigsten Sinne, als der buchhändlerische
Methusalem zuletzt übrig und man kann alsdann den ganzen Handel
213,25
bei Ihnen wieder von vornen anfangen.
Jean Paul Fr. Richter
N. S. An die Herbstblumine, an meine eigne Lebensbeschreibung,
an einen Almanach für Weiber und einen für Männer ist
jetzt vor
213,30
lauter Arbeit gar nicht zu denken.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 2. August 1811. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_516
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Cotta-Archiv. 4 S. 8°. Präsentat: 9 Aug. 1811, [beantw.] 20. K (nach Nr. 513): Cotta 2 Aug. J: Cotta 1, 388×. B: IV. Abt., VI, Nr. 168. 213,24 wichtigsten] aus edlen H buchhändlerische Methusalem] aus einzige Händler [?] H 25 man] davor **); die betreffende Fußnote von Jean Paul dick ausgestr. u. unlesbar H 36 wollen] nachtr. H
Mit dem Manuskript der „Impromptüs, welche ich künftig in Stammbücher schreiben werde“ (nach K 12 Quartseiten), die im Taschenbuch für Damen auf 1812 erschienen. Cotta hatte geschrieben: „Was Sie für den Damencalender senden, ist mir willkommen. Für ein andres Jahr bitte ich mich nicht zu vergessen; wir sind ja schon so lange in Verhältnissen, und ich glaube, in diesen neuen Zeiten ist doch oft das Alte dem Neuen vorzuziehen.“ „Orient oder Hamburger Morgenblatt“, 1812ff. (Hoffmann & Campe), eine Konkurrenz zum Cottaischen Morgenblatte; vgl. Nr. 544 und 559†. Almanach für Weiber und Männer: vgl. 85, 1ff.