Von Jean Paul an Johann Georg Zimmer. Bayreuth, 4. August 1811.
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[Kopie]
Wider mein Vermuthen und zu meinem Bedauern legten Sie216,5
mein Schweigen unrichtig aus. Sie schrieben mir den 23 April:
„wir haben bisher wegen des Verlags des Fibel
mit uns selbst
„gekämpft, aber können jetzt nicht umhin, Sie zu bitten die
Heraus
„gabe entweder bis Ostern 1812 zu
verschieben oder uns unsers
„Versprechens
zu entbinden.“ — Sie schreiben jetzt den216,10
30
July: „Eine frühere Anzeige (nämlich meines ausgeführten
Wunsches und Beschlusses der frühern Herausgabe) hätte uns
auf andere Maaßregeln geführt.“ Aber wenn Sie unter
diesen die Annahme des Fibels doch auf 1811 verstehen: so
konnt’
ich dieß Ihren deutlichen Worten gemäß nicht
voraussetzen, zumal216,15
da ich Ihren Entschluß vor der schlechten Messe ja noch fester
nach der schlechten Messe annehmen mußte. Meinen Sie unter
andern Maaßregeln solche für anderweitigen Verlag auf
1812:
so durft’ ich schließen, daß Sie den übertragnen
Verlag ohne meine
Briefe — die ich mir so gern erspare —
längst vor der M[ichaelis]
216,20
M[esse]
erfahren würden, wie es denn auch geschehen. „Einen
übeln
Eindruck“ kann Schrags Ankündigung nicht machen. Ich
habe
diesem selber gesagt, daß nicht Sie, sondern die Zeit und —
ich an
dieser Verlags Übertragung Schuld hätten, indem ich
von 1809
bis 11 immer das Buch geben wollte und doch nie
fertig bekam.216,25
Daher ich auch nach meinen so
wiederholten Aufschiebungen der
Herausgabe Ihr Nein vom 23.
April nicht im Geringsten übel
nahm, was ich Ihnen durch Anbieten neuer Artikel am besten
be
weisen werde. Ich selber war, da das
so lange bearbeitete Buch
endlich fertig vor mir lag, des
Zögerns müde, zumal da ich das216,30
Unglück habe, an einem
sogar kopierten Werke, so lang’ es neben
mir liegt, immer
wieder von neuem anzufangen und so über ein
altes jedes neue
zu versäumen. Das Unvorhergesehene thut mir
um so mehr leid,
da ich Sie immer so redlich und liberal und prompt
gegen mich
gefunden. Es steht Ihnen frei, von diesen Äußerungen216,35
jeden Ihnen nothwendigen Gebrauch zu machen.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Georg Zimmer. Bayreuth, 4. August 1811. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_520
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K: Zimmer 4 Aug. 11. B 1: IV. Abt., VI, Nr. 152. B 2: IV. Abt. VI, Nr. 170.
Zimmer hatte sich in B 2 bitter darüber beschwert, daß er erst aus Schrags Ankündigung des Fibel erfahren habe, daß Jean Paul ihrer Bitte (in B 1), das Erscheinen des Werks bis 1812 zu verschieben, nicht stattgegeben habe. Jean Paul hat dazu in B 2 bemerkt: Wer Henker soll denn voraussetzen, daß sie veränderlich und ihrem Worte untreu sein wollen? Zu B 1 hat er die Randnote gemacht: Ich wollte es nach 3, 4 Verschiebungen in dieser Messe und zuletzt zu Johannis geben. — Ich wußte es schon aus dem Dualismus voraus, daß ein 3ter Verleger es kriegen würde.