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Korrespondenz

Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 10. Juli 1812.

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Baireuth d. 10. Jul. 1812
284,5

Wir sind uns ziemlich lange unsichtbar auf dem Papier ge
blieben, oder vielmehr Sie mir; denn ich habe seitdem Papier
genug für Ihr Auge gefüllt.


Hier kommt der Beitrag zum Damenkalender; der einzige Al-
manach, in dem ich zum Glücke in diesem Jahre erscheine. Zu284,10
einer Erzählung fehlte mir Zeit, besonders da ich voraus weiß,
wie jedes Geschichtchen mir unter dem Gebären zu einem Akten
bändchen schwillt. — Der Aufsatz über schriftstellerische etc. etc. Sitt-
lichkeit gehört dem Morgenblatt.

Über meine neuen Auflagen bin ich in einer, mir fremden Un284,15
bestimmtheit. Die Levana hatt’ ich im Frühling vollendet und
nur noch die Abschrift der neuen Zusätze durchzugehen. Darüber
verspätete sich die Vollendung des 1ten Bandes der Vorschule,
zumal da gerade der erste in den Programmen über das Roman
tische und das Lächerliche eine neue Bearbeitung erfoderte. Jetzt284,20
ist er vollendet und die Zusätze sind in einigen Tagen kopiert.


Nur in drei Bändchen will ich sie geben, um die alten schicklich
berechneten Endpunkte zu behalten und weil vier Theile, für ein
wissenschaftliches Werk zu kleine würden.


Mein Brief vom 27ten März, die Michaelis-Herausgabe der 284,25
Levana betreffend, wurde geschrieben, eh’ ich im Meßkatalog Ihre
Ankündigung derselben unter den zu Michaelis erscheinenden Büchern
gelesen. Ich habe daher dieses Werk bisher noch immer das Ihrige
bleiben lassen. Nun aber hab’ ich den Strich durch meine Haushalts
Rechnung, welche schon zu Ostern, höchstens Johannis die Heraus284,30
gabe der Levana und zu Michaelis die der Vorschule voraus
setzte, durch einen neuen Strich auszulöschen und zu rektifizieren.


Nämlich ich biete Ihnen die Levana, deren Ertrag mir schon
zur Ostermesse zufallen sollte, wiederum, aber unter allen Bedin
gungen der Vorschule an, (Siehe Brief vom 22. Dec. 1811) wo284,35
nach dem dritten von Ihnen angenommenen Artikel schon bei dem
Abdrucke 3 Ld’or bezahlet werden. Denn der Abdruck der Levana 285,1
in der Ostermesse oder zu Johannis hätte mir den dritten L. ohne
Frage in der M[ichaelis] M[esse] geliefert, weil da gewiß 500 Exem
plare wären abgesetzt gewesen.


Nehmen Sie dieß an: so bleibt nur noch die Schwierigkeit der285,5
Abdruckzeit zu lösen übrig. Auf die M[ichaelis] M[esse] 1812
könnte schwerlich mehr als 1 Band der Vorschule gedruckt werden
und noch schwieriger 1 Band der Levana; ging’ es: desto besser.
Im andern Falle müßten beide Werke ganz zu[r] O[ster] M[esse]
1813 heraus kommen.285,10

Die folgende Bedingung haben Sie eigentlich — nur in noch
größerem Maße — schon früher zugestanden: daß Sie mir näm
lich bei Übersendung jedes vollendeten Bandes die Hälfte des
Honorars der muthmaßlichen Bogenzahl anweisen.


Ich bitte Sie um recht baldige und bestimmte Antwort, damit285,15
ich endlich mich zu ordnen weiß. Grüßen Sie Wangenheim und den
witzigen Schwarzfärber Weisser. Leben Sie wol


Ihr ergebenster [?]
Jean Paul Fr. Richter

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 10. Juli 1812. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_658


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 660. Seite(n): 284-285 (Brieftext) und 541 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Cotta-Archiv. 4 S. 4°. Präsentat: 17 Juli 1812, [beantw.] 8 Aug. K (nach Nr. 653, von Karolinens Hand): Cotta d. 10 Jul. 1812. J: Cotta 1, 389×. 284,22 schicklichen H 25 Meinen H 27 zu Michaelis] aus künftig- H 29 bleiben] aus sein H 36 nach bis Artikel] aus nach der ersten Nummer H 285,1 Abdruck] aus Druck H

Die „Ernsten Gedanken und Dichtungen“ erschienen im Taschenbuch für Damen auf 1813, der Aufsatz „Über schriftstellerische und über priesterliche Sittlichkeit im Leben — und über die ärgerlichen Kronikschreiber berühmter Menschen“ im Morgenblatt v. 24. bis 26. Aug. 1812, Nr. 203—205.