Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 25. Dezember 1812.
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Empfangen Sie, bester Cotta, meinen herzlichsten Dank nicht
blos
für die angewiesenen 60 Ld’or, sondern — und vorzüglich — für
die
geschmackvolle und ästhetische Körperwahl der Aesthetik. —
Bedeutende Druckfehler sind wenige; und der vierte steht
schon in306,15
der 1ten Ausgabe. —
Obwol anerkennend Ihre gute Absicht, bitte
ich Sie doch, mich
mir selber zu überlassen. In Wolke S. 330—343
finden Sie die männlichen Wörter zu Tausenden ohne
Genitiv-S.
Andere Fälle sind fehlerhafte Ausnahmen, z. B.
nach Schifffahrt,
-mann, -leute doch Schiffswerft; — nach
Amthaus, -leute, -mann306,20
doch Amtsknecht, -kleid; — nach
Landfahrer, -läufer doch Lands
mann. An
Haushofmeister könnte man noch ansetzen Haushof
meisteramthausbedarflieferer. Wie klänge
Hauseshofsmeistersamts
hausesbedarfslieferer? — Indeß bin ich sehr — ganz wider Wolke —
für Feststehendes der Nazion; sonst müßt’
ich sagen die Weib, eine306,25
Mädchen; in 100 Punkten geb
ich ihm Unrecht. Ihnen geb ich
Recht
bei Wörtern der Zweideutigkeit, z. B. Landsmann, Land
mann — Krieg- (accipere) und
Kriegs-Amt — so Staats-Mann
und Staat〈Putz〉mann, obgleich
Staatskleid wieder da ist etc. etc.
— Mein Aufsatz für das Morgenblatt erfreuete meinen hiesigen
306,30
Kunst- und Herzfreund sehr. Ob ihn gleich Napoleon so
gut wie
sein verblendetster Feind unterschreiben wird: so könnte
doch ein
Zensor unterstreichen; in diesem
Falle will ich ihn unbefleckt
zurück. — Kann ich
nicht Aufsätze für das Morgenblatt einzeln
schätzen, z. B.
diesen zu 6 Ld’or? — Und könnten Sie ihn nicht, falls306,35
er in das erste Blatt gelangt, mit größerer Schrift
drucken lassen? —
Wolkens Anleit besaß ich schon 1½ mal. Ich bat Sie nur
um
307,1
Bezahlung der Pränumerazion. Was soll ich jetzt mit dem
dritten
Wolke thun? — Zu Auszügen für das Morgenblatt werden
das
neue Kapitel über die Romantik und das über die Dichtinnen
(be
sonders des Orts wegen) sich gut eignen. — Über Ramberg
näch-
307,5
stens. — In Ihre Treue und Güte
leg’ ich das Schicksal meiner
Levana; von Ihnen darf ich ja viel hoffen. Mög’ Ihr neues
Jahr
das alte übertreffen und belohnen!
Ihr307,10
Jean Paul Fr. Richter
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 25. Dezember 1812. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_712
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Cotta-Archiv. 2 S. 8°. Präsentat: 29 [aus 28 oder umgekehrt] Dec. 1812, [beantw.] 19 Jan. 1813. K: Cott. 25 Dec. 306,16 gute] aus gütige H 23 bedarflieferer] aus steuereinnehmer H 26 Mädchen] danach Frauenzimmer K 32 könnte] könnt’ ihn K 35 sie H 307,2 dritten] davor gestr. 2 H
Mit den „Traum-Dichtungen“ (nach K 12 Quartseiten), die im Morgenblatt v. 1. Jan. 1813, Nr. 1, erschienen. Der vierte Druckfehler: Zeiten st. Zeichen I. Abt., XI, 100, 33. Auszüge brachte das Morgenblatt am 28. Dez. 1812 aus dem Kapitel über das Lächerliche, am 23. u. 24. März 1813 aus dem über die romantische Dichtkunst, am 26. April 1813 aus dem über den Humor. des Orts wegen: vgl. zu Nr. 697. Ramberg: vgl. 302,33 .