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Korrespondenz

Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 30. Dezember 1814.

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Baireuth d. 30 Dec. 1814 [Freitag]
412,31

Heute mit diesem Briefchen geht mein langer Aufsatz für das
Morgenblatt ab, der eine „Wahlkapitulazion zwischen Vulkan und
Venus über die Regierung der Erde in zehn Kapiteln“ enthält und
leider 50 eng geschriebne Quartseiten stark ist, so wie der für den413,1
deutschen Beobachter gesandte 10 noch engere von der Ihnen be-
kannten Abschreibhand.


Für den ersten erbitt’ ich mir von Ihnen dreißig Louisd’or in
Gold; für den zweiten sechs. Seit dem Oktober arbeitete ich für413,5
Ihre Zeitschriften und kam ganz aus meinen größern Werken
heraus. Auch den 2ten, zum Glücke nicht starken Theil der Blumine
kann ich daher erst im Jenner bearbeiten und liefern für die O[ster]
M[esse].


Sie würden mir einen sehr großen Gefallen erweisen, wenn Sie413,10
jetzo ganz mit mir abrechneten — was nur, fürcht’ ich, wegen Ihrer
Entfernung von Ihren Papieren und Büchern schwer geht — und
mir nicht nur die unbezahlten Reste des Museums und des Mars
(welche auf wenig hinauslaufen) und den Aufsatz für den Damen-
kalender 1815 und die Satire über die jetzige Jugend im Morgen- 413,15
blatte, sondern auch die obigen genannten 2 Aufsätze für dieses
Jahr berechnen wollten, damit wir bei der Blumine ungestört von
neuem anrechneten. Ich weiß wol, wie gern Sie mir erlauben,
auf Sie anzuweisen; aber es ist wider meinen Grundsatz, es ins
unbestimmte Blaue oder gar auf Gefahr eines Vorschußes zu thun. 413,20

Zeit dazu haben Sie jetzo in Wien mehr als sonst, welches sogar
Ihre Handschrift leserlicher gemacht.


Erfüllen Sie meine Wünsche so gern wie ich Ihre.


Unter jene gehört, daß Sie mir ein Wort über den Ausgang
Ihrer buchhändlerischen Fahrt nach dem goldnen Fließe der Ge413,25
rechtigkeit, oder des Michaels-Kampfes mit dem Nachdrucks-
Drachen mittheilen.


Wie schwebt jetzo die Welt! Und steigt nicht und sinkt nicht
oder wechselt mit beidem!


Das neue Jahr sei für Sie ein wahres neues, worin nur die413,30
Gesetze und die Wissenschaften blühen und vorherrschen!



Ihr
Jean Paul Fr. Richter

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 30. Dezember 1814. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_964


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 970. Seite(n): 412-413 (Brieftext) und 591 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Cotta-Archiv. 4 S. 8°. K: Cotta 30. Dec. (Davor ein durchstr. Konzept.) J: Cotta 1, 395×. 413,5 sechs] 6 L. aus 10 K 20 auf Gefahr eines Vorschußes] aus mit Vorschuß H 25 Fließe] aus Vließe oder umgekehrt H

Die „Wahlkapitulazion“ erschien im Morgenblatt v. 13.—21. Jan. 1815, Nr. 11—18 (I. Abt., XVII, 345).