Von Jean Paul an Philipp Konrad Marheineke. Bayreuth, 10. Mai 1808.
Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.
[Kopie]
Niemeiers Werk, das meistens das Alte und nur alt sagt,
hielt
ich vor Seelenschlaf nicht aus. — Desto mehr Freude hat mir
der
Deutschmeister Goerres mit
seinem deutschen Hause gemacht — sein
215,5
Fehler, daß dieselbe Idee oft alle ihre gestickten
Kleider auf einmal
anzieht. Ich würde manche so lange in den
Kleiderschrank hängen,
bis die Idee irgendwann zum 2ten male ausginge. Indeß zeigt er
schweren Reichthum der Phantasie, deren Gold freilich noch in
wilden Adern umhergeistert [?], denen der
Kritiker eine bestimmte215,10
poetische Münzstätte
wünschte.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Philipp Konrad Marheineke. Bayreuth, 10. Mai 1808. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_524
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K: Marheinecke 10 Mai. i: Denkw. 3,168. Vollständig nach H gedruckt IV. Abt., V, Anhang Nr. 46. B: IV. Abt., V, Nr. 153.
Jean Paul lehnt die Besprechung von Aug. Herm. Niemeyers oft aufgelegtem Werk „Grundsätze der Erziehung“ ab; in der 1. Aufl. der Vorschule der Ästhetik hatte er S. 608 eine Stelle daraus als Beispiel leerer Weitschweifigkeit zitiert. Görres’ deutsches Haus: die Schrift „Über die deutschen Volksbücher“; s. I. Abt., XI, 14,35 u. 278,16–21 (Vorschule § 82). Vgl. IV. Abt. (Br. an J. P.), V, Nr. 164.