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Korrespondenz

Von Jean Paul an Johannes Perthes. Bayreuth, 1. September 1808.

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[ Bayreuth, 1. Sept. 1808 ]
232,30

Ich habe noch nicht die Hälfte gesagt (in der Friedenspredigt)
sondern nur ein Viertel und rede daher fort bis die Hälfte da ist.
Man muß nicht das Eisen sondern das Eis so lang schmieden und
gestalten als es kalt ist.


Wetterwahrsagerei mein Stecken- Maul-Eselchen — Menschen232,35
Massen lassen sich errathen, nicht aber Ein freier Mensch. — Auch
ich treffe an diesen exotischen Blumen (Spanien) den Bund schöner 233,1
Extreme an. Möge ein guter Engel diese Himmelsgewächse anders
begießen als mit Blut. — Der König hat vielleicht bei dem Un-
glück den Kopf verloren, aber nicht das Herz und also das Größere
behalten. — dem Nachsprösling (der Vorschule) ein eignes Leben 233,5
gibt, welches sich schwerlich in den alten Stamm verflacht.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Johannes Perthes. Bayreuth, 1. September 1808. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_562


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961. Briefnr.: 563. Seite(n): 232-233 (Brieftext) und 361-362 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

K: Perthes — i: Denkw. 3,176×. B: IV. Abt., V, Nr. 181.

Perthes hatte sehr ausführlich zu Jean Pauls Friedens-Predigt Stellung genommen, in der Hauptsache zustimmend, in Einzelheiten Einwendungen vorbringend. 232, 36 Mit dem freien Menschen ist wohl Napoleon gemeint, über dessen universelles Streben sich Perthes skeptisch geäußert hatte. 35 Stecken-Eselchen: vgl. II. Abt., II, 113,3. 233, 1 —3 Perthes hatte die Spanier (die längere Zeit Hamburg besetzt hatten) gerühmt; Verstand des Mannes, Phantasie des Jünglings, Natürlichkeit, Unschuld, Gutmütigkeit des Kindes sei in ihnen vereint. 3–5 Dem König von Preußen hatte Perthes vorgeworfen, daß er jahrelang politischer Schleicherei, Habsucht und Unredlichkeit zugesehen habe; sein redlicher Charakter im Privatleben könne nicht entschuldigen, daß er seine Amtspflichten versäumt habe. 5f. Mit Bezug auf das geplante vierte Bändchen der Vorschule (vgl. Nr. 495) hatte Perthes vorgeschlagen, die An- und Zusätze vorläufig einmal unter einem besonderen Titel, etwa als ästhetische Fragmente oder neuere Ansichten von Jean Paul, in kleiner Auflage herauszugeben, und wenn dieses Bändchen und der Rest der ersten Auflage ausverkauft sei, eine neue Ausgabe mit eingeschalteten Zusätzen zu veranstalten.