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Korrespondenz

Von Jean Paul an Karl Theodor Reichsfreiherr von Dalberg. Bayreuth, 1. Oktober 1808.

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[Konzept]

[ Bayreuth, 1. Okt. 1808 ]
237,15

Die beiliegende Zueignung soll die Verehrung ausdrücken, welche
für Ew. [Hoheit] ich mit dem gelehrten und dem ungelehrten
Deutschland, mit Ihrem lesenden und Ihrem regierten Publikum
theile und welche einem Haupte gebührt, um dessen Fürstenkrone
sich der Musen-Lorbeer legt. Die nur geschriebne Zueignung kann 237,20
erst durch Ihre Erlaubnis sich zu einer gedruckten erheben vor einer
zweiten Auflage. Vielleicht sollte überhaupt nur zweiten Auflagen
(gleichsam den Silberhochzeiten mit dem Leser) die Ehre des Zu
eignens beschieden sein.


Jeder Dichter fand bisher seinen Fürst; zwei Dichter ausge237,25
nommen, der erste ist der, welcher keinen Fürsten bedarf, weil er
einer ist; der zweite bin ich, der sich an den ersten mit Wünschen
wendet, deren Verzeihung ihm so wichtig sein muß als deren Er
füllung.


Möge Er, der Seine Blumen und Gaben wie Blicke so weit um237,30
herwirft und mit dessen Hand das Schicksal so viele Kriegs-Wunden
verschließt und sie zu Ehren-Narben ausheilt, diese Annäherung eines
alten Lesers genehmigen und den Wunsch vergeben, unter seine
Landeskinder gerechnet zu werden, damit er auch den Krieg ver
schmerze.237,35

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Karl Theodor Reichsfreiherr von Dalberg. Bayreuth, 1. Oktober 1808. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_575


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961. Briefnr.: 576. Seite(n): 237 (Brieftext) und 364-365 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

K (Konzept mit zahlreichen Korrekturen, deren letzte Fassungen wohl als Kopie anzusehen sind, nach Nr. 571): Pr. 1. Oktob. i: Wahrheit 7,121×. A: IV. Abt., V, Nr. 189. 237,19 Haupte] davor nachtr. gestr. so seltenen 20 legt] aus schlingt aus win[det] 21 sich bis erheben] aus eine gedruckte werden vor] aus bei 22 Vielleicht bis 24 sein.] eingeklammert, also vielleicht nicht ins Original aufgenommen; danach durchstr. (Etwas sehr Verschiedenes vom Eingang und der Zueignung ist) [gestr. Der Verf. der Zueignung und der 40 Bände, wovon er] Man dürfte [aus sollte] [einem] in mehr als einem schön- und viel[aus mehr]deutigen Sinne Primas wol am ersten eine Predigt, und eine Friedens Predigt zueignen. / Aber die folgende Bitte bittet früher um Ihre Entschuldigung als Erhörung. / Nie hat der Verf. des Hesperus und Titans noch einen Fürsten um etwas gebeten, außer [nachtr. für Fremde] wie ein Almosenier, und dieß darum, weil / Möge der Werth der Friedenspredigt wenigstens von weitem einem Primas so entsprechen als ihr Titel und Gegenstand. 27 einer] aus [nachtr. selber] beides zugleich Wünschen] aus einer Bitte 28 f. Erfüllung] aus Erhörung danach nachtr. u. durchstr. Jetzt ist die Zeit des Bittens — obwol [aus aber] auch des Abschlagens. Gleichwol [verbessert in Noch] hab’ ich noch keine andern [nachtr. an Fürsten] gethan als [nachtr. die] für andere; jetzt thu’ ich eine für mich; denn von Fürsten wie Völkern darf man bitten und annehmen, was man von Einzelnen nicht wollte und nähme. / Meine Bitte ist die um die Erlaubnis, einen Winter lang nichts für das Publikum zu schreiben — was ich ohne Ihre Erlaubnis thun müßte, da ich bei meinen 40 Büchern [aus Bänden] nur von ihnen lebe und [gestr. ohne die] aus der Armuth / gestr. (Die Bitte ist, mich zu denen zu rechnen, über welche Sie herrschen) / (Nur Fürsten so wie ein Volk [aus Völker] darf man bitten, man redet [nachtr. in beiden] die Menschheit an, [gestr. nicht den Einzelnen] oder die Zukunft an.) 32 verschließt] aus zuschließt diese] davor eingeklammert u. gestr. meine Bitte verzeihen und erfüllen, einen alten Leser seiner Werke 34 gerechnet bis 35 verschmerze.] aus zu rechnen [aus gehören], um den Krieg zu vergessen.

Jean Pauls Briefwechsel mit dem Fürst-Primas des Rheinbundes, Carl von Dalberg (1744—1817), dem Freunde Herders und Schillers, ist größtenteils in Wahrheit 7 und 8 abgedruckt, Jean Pauls Briefe nach den Kopierbüchern; die Originalbriefe Jean Pauls sind nicht erhalten, die Dalbergs zum Teil. Die diesem ersten Briefe beigelegte, aus Polymetern bestehende Zueignung der Friedenspredigt ist abgedruckt Denkw. 4,215—217; zu einer zweiten Auflage des Werkes kam es nicht. Man beachte, daß Jean Paul die ursprünglich vorgesehene Behauptung, er habe noch nie einen Fürsten um etwas für sich gebeten (s. Lesarten), weggelassen und die Präzisierung seines Wunsches auf später verschoben hat; s. Nr. 582.