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Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 17. Dezember 1808.

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Bayreuth d. 17. Dec. 1808
251,4

Hier kommt wieder ein Jahres-Schwanz oder eine Schluß- 251,5
vignette für das Morgenblatt; aber wieder unter der alten Be-
dingung, daß ich alle Lücken, die etwan (wider Vermuthen) der Zensor
grübe, zum Ausfüllen zurückbekäme. Die Noten können nicht, wie im
ersten Morgenblatte, weggelassen werden.


Ich arbeite mit Freude für Ihr Blatt; auch thät’ ichs sonst nicht.251,10
Ihr wolwollender Vorschlag einer noch nähern Theilnahme ist
noch unbestimmt. Sagen Sie, wie viel Sie und ich zu geben haben.
Das sogenannte Fixum hätt’ ich freilich dadurch demungeachtet
nicht; — und Sie sollen und können auch keines geben, sondern nur
ein Fürst oder Vaterland, der und das frühere Arbeiten belohnt,251,15
nicht künftige. Denn Bezahlung für jeden einzelnen fertigen Aufsatz
findet sich leicht. Wie Sie sehen, bleib’ ich, aller Anerbietungen un
geachtet, bei Ihnen.


Die Gerechtigkeit gegen die Meinigen nöthigt mich indessen
zur Bitte, daß Sie das Honorar für Aufsätze, worin vielleicht manche251,20
Periode eine Stunde kostet, nicht zufälliger- und gütiger-Weise (wie
das vorige Mal) sondern kontrakts-mäßig um 1 Ld. erhöhen
möchten. Nach Erfindung des Plans, kosten in einem Roman oft
10 Bogen nicht so viel Arbeit als ½ für Ihr Blatt, zumal da man
darin nur tageweise, also vor schärfern Richtern auftritt, welche schon251,25
auf 1 Bogen ein Ganzes verlangen, indeß sonst erst 20 Bogen eines
bilden. Und so weiter. — Denn mich ekelt hier meine kauf
männische Darstellung.


Gönnen Sie mir doch in meiner Arbeits- und Freiheits-Stube
die Zeit, in Ihrem Damenkalender nicht eher zu erscheinen als zu- 251,30
lezt, z. B. im Mai. Indeß mein Versprechen des Beitrags erhalten
Sie hier.


Ich danke Ihnen, daß Sie in Leipzig einen Fehler, den Sie und ich 252,1
zugleich begangen, (aber keiner von uns beiden einen moralischen),
zu meinem Vortheil umwenden. So gehört sichs; und ich wäre
glücklich, wenn ich Sie wiederholen könnte. — Nur furchtsam —
Ihrer großen Geschäfte wegen — thu’ ich die Frage, nicht einmal die252,5
Bitte, mir alle meine Aufsätze des Morgenblatts zu senden, da Sie
doch vielleicht inkomplete Exemplare noch haben.


Leben Sie wol, lieber Cotta! Möge das künftige Jahr Ihnen
gleich sein, nämlich gut!



J. P. F. Richter
252,10

N. S. Vielleicht schick’ ich Ihrem Blatte einige Proben meiner
(obwol anders betitelten) Fortsetzung der Friedenspredigt.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 17. Dezember 1808. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_612


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961. Briefnr.: 613. Seite(n): 251-252 (Brieftext) und 373 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Cotta-Archiv. 4 S. 8°. Präsentat: 21 Dec. 1808 [b.] 20 Jan. 9. K: Cotta 17 Dec. J: Cotta 1,386×. B: IV. Abt., V, Nr. 198. A: IV. Abt., VI, Nr. 4. 251,5 oder eine] aus und H 8 grübe] aus machte H 15 der und] nachtr. H frühere] aus gethane H 17 leicht] danach gestr. überall H 19 indessen] aus indeß H 20 manche] aus jede H 22 kontrakts-mäßig] aus kontrakt-mäßig H 25 tageweise] aus theilweise H 27 Denn bis 28 Darstellung.] nachtr. H 31 z. B. im Mai] nachtr. H 252,2 zugleich] nachtr. H einen moralischen] aus moralisch H 3 umwenden] davor gestr. bekehren H 6 da bis 7 haben.] nachtr. H 12 die Parenthese nachtr. H

Mit der „Bittschrift an den im Jahre 1809 uns alle regierenden Planeten Merkurius“, die im Morgenblatt v. 2. Jan. 1809, Nr. 1 erschien (I. Abt., XVII, 201—210). Cotta hatte um „einen Abend- oder Morgen-Segen“ fürs Morgenblatt zu Neujahr sowie um einen Beitrag zum Damen-Kalender auf 1810 gebeten. Mit Bezug auf die „örtliche Annäherung“ hatte er vorgeschlagen, Jean Paul solle sich verpflichten, vierteljährlich eine bestimmte Anzahl Bogen fürs Morgenblatt zu liefern, und dafür ein Fixum erhalten. „Wären wir uns näher, so würde sich bei genauerer Bekanntschaft dann manches entwickeln, was keinen von uns beiden binden, beiden aber vortheilhaft seyn könnte.“ 252, 1–4 Cotta hatte geschrieben, er habe Hoffnung, die seinerzeit in Leipzig verfallenen 250 Taler wieder flott zu machen (s. Bd. IV, Nr. 465f.).