Von Jean Paul an Christian Heinrich Schütze. Weimar, 9. Dezember 1798.
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Wie durch einen breiten tiefen Morgennebel streck’ ich meine Hand
über 15 Jahre und fasse damit deine wieder, aber ich mus
schon sagen:133,15
guten Tag! da nur der Jüngling sagen
konte: guten Morgen! So hel
ist dein liebes Bild auf meine
Vergangenheit gemalt. — Seit deiner
Unsichtbarkeit. Lasse
mich so alt werden wie Homers Werke: so fehlen
mir doch ein paar Säkula um alle meine Entwürfe in und vor mir zu
edieren. — Terziensein — Die Heide würde meine Augen
aushungern.
133,20
— von von — Ich habe mir
einen freien lichten Lebensweg durch einen
sehr dicken Forst
gehauen und meinem Glük fehlet nichts als eine
Theilerin —
den kritischen Augen-, Ohren- und andern Fellen —
— durch das
Grabloch in die Unsterblichkeit hinunterschauen. — Auf
der
Erde mus alles gesagt, beleuchtet werden; die mitlere Entfernung133,25
aus der kleinsten und grösten ergiebt sich dan schon von
selbst. Der
Offizin und Makrobiotik in meinem Kopf verdank’
ichs. Ich verachte
das Leben blos so daß ich alles darin entbehren und
geniessen kan. Das
Beste darin ist unsere jugendliche Meinung
davon. Die Entzückung
möge dein beklommenes Herz aufsuchen
und darin alt werden. Dein133,30
Leben sei wie das Erwachen
eines Menschen, der von einem Traum
innig seelig ist und ihn
nicht mehr weis.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Christian Heinrich Schütze. Weimar, 9. Dezember 1798. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_168
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K: Schütze in Barkau den 9 Dec. i: Wahrheit 6,72×. B 1: IV. Abt., II, Nr. 240. B 2: IV. Abt., III.1, Nr. 96. A: IV. Abt., III.1, Nr. 131. 133,20 Terziensein] mit Blei verb. aus Terzien sein 30–32 der letzte Satz mit Blei gestr.
Vgl. Bd. I, 452, zu Nr. 73. Schütze hatte in B 2, worin er Richter duzt, für den Gruß in den Palingenesien (I. Abt., VII, 164,16) gedankt, die Erinnerung an die Leipziger Bekanntschaft neuerdings aufgefrischt, den Wunsch eines Wiedersehens ausgesprochen und von der allgemeinen Verehrung für Jean Paul erzählt. 133, 20 Heide: vgl. 166,22 .