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Von Jean Paul an Jens Immanuel (ursprüngl. Jens Peter) Baggesen. Weimar, 9. Dezember 1798.

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[ Weimar, 9. Dez. 1798 ]
134,26

Ihr Brief, den ich mit noch weniger Verdienst wie ein Loos mit viel
Gewinst zog, weil ich gar nicht in die Lotterie gesezt hatte. Ihren
ganzen Brief gäb’ ich für ein Buch von Ihnen. — naskalte schlaffe
Erde — unser Siz auf umkreisenden Terzienweisern so dün, vom134,30
Terzienmesser herunterfallen. — Einen (wohlth.) Gebrauch machen
noch keine geniess. Briefe aus so wenig als petit soupées für Freunde
Wohlth[aten]. Ichs-Cervant[es]. Tri- oder quadrinomische Wurzel
der monatlichen Potenz wird noch einige Zeit ohne Treiben im Beet
fortwachsen. Ihr Wort „Hölle meines Lebens“ ist nicht recht, wenn134,35
Sie es nicht in der Bedeutung der Germanen brauchen, die unter Hölle
oder Helle den künftigen Himmel verstanden. Zu lange Reisen machen,135,1
daß der Mensch nicht mehr weis, was er sucht und ist, und in lauter
hole Zwecke ausser der Brust versinkt. Da Sie 1mal verloren aber
2mal gefunden haben, was ich erst suche. — anelektrischer Brief. —
leben Sie froh d. h. zu Hause.135,5

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Jens Immanuel (ursprüngl. Jens Peter) Baggesen. Weimar, 9. Dezember 1798. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_170


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959. Briefnr.: 173. Seite(n): 134-135 (Brieftext) und 437 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

K: Bagges. 9 Dec. J: Nach brieflicher Mitteilung von A. Rosenbaum war ein Brief Jean Pauls an Baggesen abgedruckt im Bremer Sonntagsblatt 1861, das aber nicht mehr zu finden ist. Das Bremer Sonntagsblatt von 1861 hat sich jetzt [1964] gefunden, aber Baggesens Brief nicht darin.

Einlage in Nr. 167; Jacobi sandte den Brief am 24. Dezember an Baggesen. Dieser hatte sich in einem (durch Jacobi spedierten) langen, überwitzig-humoristischen Briefe Jean Paul an den Hals geworfen. Vgl. 166, 14 –20. 134, 33 Ichs-Cervantes: Baggesen hatte von seiner Absicht gesprochen, Fichtes Ich-Lehre durch mehrere Schriften zu parodieren. 135, 1 Reisen: Baggesen hatte, wie er schrieb, „das Tollhaus des heutigen Europas in allen seinen Winkeln besucht“ und dabei „für die Welt gänzlich den Appetit verloren“. 3f. Baggesen hatte 1797 seine Frau verloren und stand im Begriff, sich wieder zu verheiraten, vgl. 166, 23 5 Vgl. I. Abt., V, 6, 22 , 177, 6 .