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Korrespondenz

Von Jean Paul an Caroline Herder. Weimar, 6. April 1799.

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W[eimar] d. 6. Ap. 99 [Sonnabend].
175,26

Freudig erschrak ich über Ihre Morgen-Gabe, theuere Freundin!
Es ist eine glänzende Aurora am Buch; und nach der Mythologie
hat die Aurora 2 Pferde mehr als Apollo; unter diesen 2 mein’ ich
die herliche Dichtung und den Wiz. —175,30

Erinnerungen hab’ ich folgende kleine:

Über die Hexen.

„‚Kluge Frau‘ war der Name der alwissenden heiligen Weiber
„oder Alrunen; Hexen genant, weil sie in einem Wald einsam wohnten
„und niemand an diesen verhegten Plaz durfte. In Angelsächs. hies175,35
„sie Hägessa, in Span. Hechissera, in Holländ. Heske.“ Antons 176,1
Geschichte der deutschen Nazion 1 B. S. 110. — Das steht im 24 Tom.
meiner Exzerpten.

Vorrede p. XX „Staubfäden des Löwenzahns“ Es müste eigentlich
heissen, da diese Fäden nicht fliegen, der geflügelte Same; was noch176,5
besser auch zur Allegorie passet.

p. VI.bekleidet, begleitet.

— Zeile 15. „für“ stat vor.

Was ich endlich von diesem Prolog wünschte, wäre, daß er — keiner
wäre, sondern ein Epilog. Ich meine, es wäre besser, die kalte ruhige176,10
Prüfung mit dieser bittern Satire zu schliessen als anzufangen. Es ist
ein Feuerrad in eine Schlangenhöle gelassen; es wird darin zischen und
geifern genug.

Unser grosser Freund mache sich als der Luther gegen den h. kritischen
Vater, nur auf geworfne Stuhlbeine dieses römischen (Katheder) 176,15
Stuhls, und auf Tezels aber ohne Ablas, und auf Bauernkriege
gefasset. Die Nachwelt wird zu dem Lorbeerkranz, den die Welt ihm
giebt, noch die Bürgerkrone geretteter Menschen sezen.

Leben Sie wohl, Theuerste. Ich werde bald mit Amoene kommen.


Richter
176,20

Gieng’ Ihr H. Gemahl in die Zauberflöte: so würd’ ich mit ihm in
dieselbe Loge gehen.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Caroline Herder. Weimar, 6. April 1799. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_238


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959. Briefnr.: 241. Seite(n): 175-176 (Brieftext) und 452 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H. Goethe- u. Schiller-Archiv. 3 S. 8°. K: Herderin 6 Apr. J: Herders Nachlaß Nr. 23 ×. B: IV. Abt., III.1, Nr. 177. A: IV. Abt., III.1, Nr. 178. 175,28 Es] Die Vorrede K eine] die K und bis 29 mehr] wie in der Mythologie die Aurora mit 2 Pferden mehr fährt K 176,12 Schlangenhöhle K 22 gehen] gegen H Am Schluß folgt in K noch: Ich brauchte Bogen und habe Minuten.

Karoline hatte die bereits gedruckte Vorrede der Metakritik geschickt, an der aber noch geändert werden könne; Jean Paul möge doch seine Gedanken darüber heute vor der Oper (Zauberflöte) selber bringen. (Seine Vorschläge wurden nicht berücksichtigt.) 176, 11 –13 Vgl. I. Abt., VIII, 172,8f. 19 Karoline hatte geschrieben, Amöne sei gestern bei ihnen gewesen; warum er nicht auch komme?