Von Jean Paul an Luise Theodora Emilie Herder. Weimar, 22. April 1800.
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Ich spintis[ierte] den ganzen Morgen, wie
ich meine Freude aus
drücken sol; ich
dürfte, glaubt’ ich, nicht zu meiner Rathgeberin meine
Zuflucht nehmen, zu unserer Mutter. Endlich kam ein guter Geist zu mir
— er sah wie
dies[er] aus — und hielt mir meine
Sünden in Ihrem322,30
vorigen Jahr vor. Da ich Ihre Hand so
oft geküsset habe: so wil ich
sie gegen mich decken und
verpanzern mit seidnen Armschienen. Hinter
dieser
Fortifikazion erwarten Sie gelassen den Feind und lassen ihn
machen was er wil. Ich hoffe der besagte gute Geist wird mir aus
demselben Grunde nach einem Jahr rathen, Ihnen einen
Schleier zu323,1
schicken und ich wil das Meinige vorher thun. Mit
tausend Wünschen
seh’ ich Sie in Ihrem jungen Leben weiter
gehen, über dem noch der
Morgenstern stat der drückenden Sonne
steht und um das noch Mai
blumen stat der
Herbstblumen wachsen. Mögen Ihre Lebenstage sich323,5
immer
reicher und schöner entwickeln.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Luise Theodora Emilie Herder. Weimar, 22. April 1800. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_448
Kommentar (der gedruckten Ausgabe)
SiglenK: 22 Apr. Luis. Herd. 322,32 Hinter] aus In 323,1 demselben] aus ebendiesem [?]
Mit einem Paar Handschuhe zu Luisens Geburtstag (23. April). 322, 30 Auf dem Briefbogen war vermutlich ein Engel abgebildet, vgl. Nr. 451.