Von Jean Paul an Caroline Liebmann. Bayreuth, 11. Oktober 1796.
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Der schönen Stunde ein 2tes Leben geben und die innern
Freuden
eines flatternden Abends malen, um sie zugleich zu
vergrössern und zu
verewigen. Im leeren hinunter stürzenden
Leben [wird] wenig wieder
holt, ach selten wird ein Tag erneuert,
geschweige ein Zustand. Die
Entfernung des Orts giebt wie die
gröste, die uns in eine 2te Welt251,25
hinüberwirft, der bedekten Gestalt einen magischen Schimmer. —
Das
unendliche von Sternen, aber nicht von Wolken
versilberte blaue Ge
wölbe — die halb der
innigsten Wonne halb dem Erdenschmerz ge
hörende Thräne — Herbst der Nachklang des verstumten Sommers:
— nur bei uns geb’ es keinen Nach- sondern Einklang — Ihre Tugen251,30
den und Blumen und der kleine Dornenbesaz
— Es giebt keinen Unter
schied zwischen
Freundschaft und Liebe als Eifersucht. Die Freund
schaft hat also eine Freude mehr und die Liebe hat einen
Schmerz
mehr.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Caroline Liebmann. Bayreuth, 11. Oktober 1796. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=II_425
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K (nachtr. Ende Nov. nach Nr. 464): Caroline 5 Okt.
Wahrscheinlich ist dies der 254, 4 und 255, 32 erwähnte Brief; Richter kam allerdings erst am 6. Okt. nach Bayreuth, kann aber den Brief schon in Hof angefangen haben, wie Nr. 697.