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Von Jean Paul an Ludwig Roentgen. Meiningen, 1. Juli 1801.

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[Druck]

Meiningen d. 1 July 1801.
84,9

Es sei also das Du, womit wir ja alle geboren und begraben werden!84,10
Wer kan zu einem Sterbenden Dieselben sagen? — Deine Liebe für
den moralischen Geist meiner Werke, die deinen eignen bekent, hat
mir wohlgethan. Im Lande, wo der heilige Geist der Moralität und
der schöne der Musen herscht, verschwindet das Ich und es giebt kein
persönliches Lob mehr, sondern wir beten alle nur den unendlichen84,15
Weltgeist an, der durch alle Herzen leuchtet und sie gleichsam an
einem durchgehenden Strahl an einander reiht.


In dein Andachtsbuch glaub’ ich gehören die humoristischen Auf-
säze, denen da die Mitteltinte des Uebergangs fehlt, weniger.


— Erleichtere dem Leser die Uebersicht und Folge durch Ueber84,20
schriften und systematische oder durch historische oder andere Ver
bindung.


Wenn ich eine Vorrede dazu machte: so wär’ ich der Lobredner
meines Lobredners, also mein eigner; und das kan ich nicht.


Antworte mir wieder! — Sei glüklich durch und für dein Weib 84,25
und Sie sei es eben so und nichts störe Euren Frühling!



Jean Paul Fr. Richter

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Ludwig Roentgen. Meiningen, 1. Juli 1801. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_157


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 163. Seite(n): (Brieftext) und (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

K: Röntgen 1 Jul. J 1: Rhapsodien, 2. Heft, Norden 1801, S. X. J 2: Euphorion XXI (1914), S. 583. B: IV. Abt., IV, Nr. 140. A: IV. Abt., IV, Nr. 161. 84,14 schöne] so KJ 1, Schöne J 2 21 durch] so J 1, doch J 2 andere] so J 1, andre J 2

Ludwig Roentgen (1754—1814), Oberprediger, Konsistorialrat und Superintendent in Esens (Ostfriesland), hatte das 1. Heft seiner im Selbstverlag erschienenen „Rhapsodien zum Genuß der Morgenstunden eines ganzen Jahres“ (s. 80, 5–7) gesandt mit einem überschwenglichen Brief, worin er Jean Paul duzt und um sein Urteil über das Werk und um eine Vorrede für das zweite Heft bittet.