Von Jean Paul an Johann Georg Jacob von Ahlefeldt. Meiningen, 30. Oktober 1801.
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Lieber Freund! Du wirst mein leztes nahes Blat erhalten haben.
Ich habe das Klenkische Volumen — für 2 rtl. Porto — und
ihren
111,15
unfrankierten nachgeschikten Rest auch in Händen.
Höre, sei so gut
und schreibe doch „Bücher“ darauf, zweitens
schicke mir solche theuere
Artikel zuweilen mit
Buchhändler-Gelegenheit und sage der Kl., daß
sie mir nicht ihre Briefe, so wie sie sie aufjagt, theuer in
den Beutel
als Raubthiere schikt. Wär’ ich nur bei 1 Menschen
in diesem Fal:111,20
so verschmerzte er sich leicht; aber so
immer der Raub der Postwagen
und Pferde von so vielen Radien
her zu sein, das macht zulezt mat.
Nim es also nicht übel.
Übrigens werd’ ich für die schönen Briefe thun was ich nur ver
mag, insofern ich einen Buchhändler — aber wahrscheinlich
nicht für111,25
die nächste Messe, wozu es viel zu spät ist —
auftreibe. Die Vorrede
schreib’ ich dan gern. Einige Sachen
müssen noch weg. — Grüsse
recht sehr diese Genia.
Jezt hab’ ich dir etwas zu sagen, was du gewis billigen wirst und
was ich zu derselben Zeit auch 2 andern Freunden sagen mus,
mit
111,30
denen ich ganz in demselben Falle bin.
Da die Rükgabe dessen, was ich dir gegeben, auf eine unbestimt
lange Zeit verschieben so viel ist — zumal für meine Verhältnisse —
als ewig verschieben; und da die Rükgabe eines Geldes, das die
Freund
schaft nur der Freundschaft
lieh, heiliger verlangt wird als jede andere:111,35
so wirst
du meinen Willen blos als eine Erleichterung für dich finden,112,1
daß du mir nämlich jeden Monat — vom künftigen Jahre an —
1
Ld’or daran zurükzahlst von deiner Einnahme und ihn blos
bei
Matzdorf niederlegst. Ich sage nichts mehr darüber, weil ich
dir
darüber zu denken überlasse.112,5
Grüsse den lieben Kosmeli, der mir jezt noch mehr gefiel;
erinnere
ihn an Arbuthnot. Lebe wohl und
vergieb und bejahe!
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Georg Jacob von Ahlefeldt. Meiningen, 30. Oktober 1801. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_203
Kommentar (der gedruckten Ausgabe)
SiglenH: Berlin. 3 S. 8°; auf der 4. S. Adr.: H. v. Ahlefeldt. K: Ahlefeldt. 3. Nov.[!] J: Dietmar Nr. 10. A: IV. Abt., IV, Nr. 192. 111,15 ihren] aus den H 18 zuweilen] nachtr. H 22 so vielen] allen K 34 eines Geldes] aus von einem Gelde H 112,3 daran] aus davon H 4 darüber] davor stand vielleicht noch ein Wort, das mit dem Siegel abgerissen ist H
Frau von Klencke hatte durch Ahlefeldt ein Manuskript (Briefsammlung) an Jean Paul geschickt, das er bei einem Verleger unterbringen sollte; vgl. 7, 33–35. Nach einem Brief von ihr an Klamer Schmidt v. 7. Juni 1801 (Katalog 261 Stargardt, Sept. 1926, Nr. 237) hatte Jean Paul ihr versprochen, eine Vorrede dazu zu schreiben. 111, 30 zwei andern Freunden: Liebmann und Otto (?), s. 55, 9–13, 120, 26, 290, 1ff. 112, 7 Arbuthnot: vgl. I. Abt., XI, 136, 9 .