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Korrespondenz

Von Jean Paul an Paul Emile Thieriot. Meiningen, 16. Januar 1802 bis 20. Januar 1802.

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Meiningen d. 16. Jenn. 1802.

Mein guter Paul! Recht viel Dank und Lob für die Brief-Inserate; unter denen ich kaum eine Wahl des Vorzugs wüste. Auch meine Caroline erfreuete sich sehr über Ihre ernste Hälfte. — Nur nichts verbrant, aus dem Phönix wird wohl Asche, aber aus dieser keiner. — Nicht blos seelig — das war ich meistens — sondern auch ruhig leb’ ich das Leben weg, in der Ehe und in Meinungen.

d. 20. J.

Schicken Sie mir einen Ballen Mspt. oder nehmen Sie ihn als Passagier-Fracht mit und senden sich selber hieher. Vor den Herzog — mit dem ich beinahe auf Freundes Fus lebe — kan ich Ihr Notenpult stellen. — Mit meinem poetischen Innern bin ich durch den Titan ganz ins Helle. Dem ersten Bande fehlte zuviel zur Aehnlichkeit mit dem 2. oder gar mit dem dritten, der — ohne einen Anhang — 24 Bo gen stark zu Ostern erscheint. Die ganze 2te Hälfte davon arbeitete ich mit Entzückungen (fausti ominis); und einige Kapitel darin zieh’ ich allen meinen Kapiteln vor; eines ist ein Donner aus hellem reinen Himmel. Das erstemal in meinem Leben arbeit’ ich jezt in einem Monat oder ¼ Jahr am einen, im andern am andern Buch; jezt an der „Geschichte meines Zwillingsbruders“ — es ist der sublimierte Bliz, der aber sein Komisches behalten — und dan wieder am 4ten Titan, nach dem ich seit dem 3ten inbrünstig schmachte. Diese Wechselschreiberei ist zugleich eine Wechselstärkung. — — Kanne, Verfasser der Blätter von Aleph bis Kuph, wird Ihnen mehr von sich sagen, obwohl das nicht, daß er von Wiz und Kentnis über fliesset. Ihn belohn’ ich durch Sie, [Sie] durch ihn. — Was machen die Rezensier-Dachsschliefer, die in meinen Bau hineinbellen? — In der A. D. B. bol sehr eine Bestie. — Ich komme wahrscheinlich im Frühling nach Leipzig. — Neuigkeiten von Weisse, Feind, Platner! — Leben Sie wohl, Lieber! Es fasse Sie recht in Mark und Bein die Wirklichkeit und Ihr phantastischer Himmel ruhe über einer Erde!


Richter

Die Gräfin hat alles erhalten und grüsset und dankt.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Paul Emile Thieriot. Meiningen, 16. Januar 1802 bis 20. Januar 1802. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_233


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 239. Seite(n): (Brieftext) und (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin Varnh. 213 (derzeit BJK). 3 S. 8°; auf der 4. S. Adr.: H. Paul Thieriot Leipzig. Fr. In der Petersstrasse. K: 20 J. Thieriot. J: Denkw. 1,435×. B: IV. Abt., IV, Nr. 175? A: IV. Abt., IV, Nr. 207. 129,14 Phönix] danach (Mspt) K 20 kan] aus könt’ H 26 eines] Das Lian. Kapitel K 27 arbeit’] aus arbeite H in einem] aus im H 130,6 über] auf K

129,13 f. Thieriot hatte den geplanten Roman aufgegeben. 26f. Die 23. Jobelperiode (Lianens Tod).