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Korrespondenz

Von Jean Paul an Herzog von Sachsen-Meiningen Georg I. Meiningen, 19. September 1802.

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[ Meiningen, 19. Sept. 1802 ]

pp

Durch einige schlechte Wilddiebe und Wildspionen unter unserer Gewerkschaft ist es leider dahin gediehen, daß wir alle mit Stadtarrest belegt sind. Da wir wenig Vernunft haben — indem unsere gröste darin besteht, daß wir saufen und nicht tol sind — so kan ich nichts aufsezen; daher nimt sich mein treflicher Chef und Brodherr die Mühe, für mich Endes Unterschriebnen mehr als Endes Unterschreibenden, eine Supplik zu machen

daß ich meinem Chef folgen dürfe, wenn er nach Welkershausen oder nach Grimmathal geht.

Ich kan Attestate von meinem Prinzipal beibringen, daß ich so wenig von der Jagd verstehe als er und daß ich stets hinter seinem Stok der nächste bin; und die einzige niedere Jagd und freie Pürsch, die ich mir erlaube, weil mich der R[eichs] Anzeiger dazu ermuntert, ist zu Zeiten eine Feldmaus. Da ich nun mein Brod bei meinem Brod herrn verlieren würde, wenn er mich nicht ausserhalb des Thors brauchen dürfte, wohin gerade seine Geschäfte mit mir fallen — und da ich sein einziger Viehstand bin und seine Poularderie und Fasanerie und sein Wappenthier; und da Sie ihn gewis halb so lieben als er Sie; und da Sie oft, wenn Sie bei ihm waren, die Gnade gehabt, mich armen Hund zu streicheln und zu sagen: kom Spiz — so verseh ich mich zu meinem Glüksstern und Hundsstern, daß mir verstattet werde, früher als ich zu Schuhen zugeschnitten bin und auf andern Füssen als auf fremden, vor das Thor zu kommen.


Spiz p. t. Hund bei H. J. P.
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Herzog von Sachsen-Meiningen Georg I. Meiningen, 19. September 1802. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_313


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 319. Seite(n): (Brieftext) und (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

K 1: Herzog 19 Sept. *K 2 (lose Einlage im Briefbuch): 2 S. 4°; es folgt noch ein Zusatz, s. Nr. 328. i (nach K 2): Wahrheit 6,248. 177,20 pp] fehlt K 1 21 einen schlechten Wilddieb und Wildspion K 1 23 belegt] danach worden K 1 wir] aus ich K 1 24 kan ich] können wir K 1 25 und Brodherr] fehlt K 1 29 geht] davor spazieren K 1 30 beizubringen K 1 33 ermuntert] ermahnt K 1 34 nun] fehlt K 1 178, 2 Geschäfte] davor Zerstreuungen und K 1 3 bin] fehlt K 1 4 als] aus wie K 2 7 Glüksstern] Stern K 1, Glüks nachtr. K 2 und] oder K 1

K 2 ist die an Emanuel und Otto gesandte Kopie, s. 190,14 .