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Korrespondenz

Von Jean Paul an Emanuel. Coburg, 20. August 1803.

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[ Koburg, 20. Aug. 1803 ]
233,33

Es wäre möglich, daß ich Ihnen hier schriebe, ob ich gleich wünschte,
ich beehrte auch andere Leute mit Briefen. Ein Eheman spürt von233,35
Gästen (gegen die Frau) nichts als den Wiz. — Der Sommer troknet
alle musikalischen Quellen aus — [Sagen Sie] Thieriot, den man 234,1
vor dem Erf[urter] Thor halb mit Blasensteinen steinigte, weil er
selber keinen Gries erzeugen wolte, er dürfe hier nirgends ohne Dach
pissen, ausser für 1 rtl. Strafe die Sekrezion ohne Sekret — wofür aber
der gute Mensch sich einen ganzen Nachttopf kaufen kan. — Er234,5
anagramm[isiert] sich selber und zersezt das Wort des Lebens in
Lettern. — Schneiden Sie doch diesem Hahn im Korb einige Kam
Zacken ab; thun Sie es nicht, so kan er bei mir die Predigt hören 1)
warum Virtuosen am eitelsten werden 2) warum sie es weniger werden
solten — Ein neues Genie ist zu haben im Schauspiel etc. — Der 234,10
Autor bildet sich (caeteris ohnehin imparibus) durch Schreiben
schneller höher als der Leser durch Lesen. Und doch glaubt ein Mädgen
ihrem ästhetischen Empfinden mehr als dem Urtheile einer Welt,
da kein Urtheil gegen Empfinden siegt.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Emanuel. Coburg, 20. August 1803. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_399


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 406. Seite(n): (Brieftext) und (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

K: — 20 Aug. 233,36 troknet] aus vertroknet 234,8 sie 10 „Schauspiel 13 ihrem] davor gestr. lieber

Thieriot war bei Emanuel zu Besuch. 234, 3f. Vgl. 269, 7–13. 6 Thieriot beschäftigte sich gern mit Anagrammisieren (s. zu Nr. 13); so schreibt er im Brief an J. P. IV. Abt., IV, Nr. 297 von Baireuth: „Hier laßt uns Häuser bauen, oder: Hier Baut! oder etwa: Braut hie! nämlich Bier.“ 10 Es handelt sich höchstwahrscheinlich um Kleists Trauerspiel „Die Familie Schroffenstein“; s. IV. Abt. (Br. an J.P.), IV, Nr. 306 und Jahrbuch der Kleist-Gesellschaft, 1922, S. 85—87.