C[oburg]
d. 5. N[ov.]
1803.
#
1. Emanuel. Lieb-Reicher! Eben da ich an Otto zusiegeln wil,
# komt Ihr Paquet und Thieriots Pak. Eine Plage wolt’ ich
Ihnen250,1 durch O. ersparen — #
2. Thieriot. Zufälligkeiten der
O[ster]Messe besonders wünscht’ ich # von Ihnen aufgesezt, da ich (ernsthaft) meine kritischen
Abhandlungen
# in Kunst-Vorlesungen in Leipzig einkleide —
250,5
1. Emanuel. Herlich und spashaft aber war
Th[ieriots] historische # Breite; mir ist er schon lächerlich, wenn er gut erzählt,
geschweige —
#
2. Thieriot. Wenn Sie verliebt sind: so wird Ihr Ton-Leben,
wo # die wenige Luft bisher wieder in Aether verran, sich nach
langem # Beseelen endlich verkörpern —250,10
1. Emanuel. In den Wechsel sah ich mit Lust. Sobald Cotta mir
# in diesem Monat Geld schikt, bekommen Sie Ihre Wechsel-rata gegen # Zinsen v. 1. Okt. zurük;
und auch — gegen Rechnung — das Bier-
# Schmerzengeld. Sie büssen ja sonst ewige
Zinsen ein. Was ich an #
Meusel für Sie auszahle, werde aufnotieren und abschreiben.
War-
250,15 lich man solte, wenn von Beglücken
die Rede ist, lieber Hemden als # Bücher machen aus lumpigen
Hemden; und zumal Chemisetten, d. h. # dicht für das Herz mit
dem Herzen arbeiten. Eiligst schreib ich. Ich # sehe sehr auf
Antwort auf — und auf Fässer. Schon seit 5 Jahren
# wünsch’ ich mir zu wissen, was ein leidlicher Rausch ist;
aber stets250,20 fehlt mir Stof und Muth. R.
#
2. Liebster Thieriot (denn die andern Thieriots in Paris, Voltaire
# und Leipzig kenn’ ich schlecht) Warum fahren Sie schon im
Wolfs-
# monat aus Bayreuth, da Sie da kaum ein paarmal angekommen
# sind? Sie könten ja wöchentlich da ankommen und einpassieren.
—250,25
Thümmel ist aus Paris zurük. Es wird Sie interessieren, daß
(denn
# er komt frisch von Ort und Stelle) in Belgien 50 Kanonierböte
be-
# fehligt, 12 aber erst fertig waren und
daß man noch am Landen zweifelt. # Ich hab’ Ihnen vielleicht
noch nicht geschrieben, daß mein Kopist #
Halter mich versichert hat, daß die Franzosen sich algemein
vor dem
250,30 Kanal und vor dem Englischen Ufer (vor der Insel
selber gar nicht)
# bis zum Entlaufen fürchten. Ich wünschte, Ihre politischen
curiosa
# mit mehreren ähnlichen erwiedern
zu können; aber was mir nicht # die politischen Zeitungen sagen
— und diese lesen Sie selber fast # meistens —, das erfahr’ ich
nicht. Was meldet Ihr pariser Korre-
251,1 spondent und besonders der ** g — in Y —? Erstaunlich, ich gesteh’ # es, bin ich begierig, ja
erpicht auf deren Neuestes. — Halter schrieb
# einen 2ten Brief an den Haslauer
Rath mit vergnügter Regung ab,
# weil er darin seinen Namen und sein Abschreiben und Loben
abschreiben251,5 muste. — Und hiemit Adio.
#
Herder ist sehr krank. Stirbt mir der: so verfluche ich das
halbe
# Leben. — Ihre Briefe können wie ein Epos nicht zu lange sein,
zumal # da sie schon in der Mitte anfangen. #
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Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Anfang bis 250, 21: OFS/Sba, 2 S. 8°; Schluß: Berlin Varnh., 2 S. 8°. K: [nachtr. Thieriot u.] Eman. 5. J: Denkw. 1,447× (nur die zweite Hälfte). B: IV. Abt., IV, Nr. 308. 249, 34 1. Emanuel.] nachtr. H 250,9 wenige] nachtr. H bisher] nachtr. H verran] aus verrint H 13 das] aus den Schmerzen aus Jammer H 15 abschreiben] aus zusenden H 18 dicht] aus nicht H 25 könten] aus solten H 27 frisch] aus eben H 29 vielleicht] nachtr. H 34f. fast meistens] nachtr. H 251,2 besonders] nachtr. H
Die beiden Empfänger haben den Brief unter sich geteilt; Thieriot hat von der Emanuel zugefallenen ersten Hälfte eine genaue Abschrift genommen (Berlin Varnh.). 250, 17 Chemisetten: s. 252, 25. 22 In Voltaires Werken und Briefen wird häufig sein Freund Nic. Claude Thieriot (1696—1772) erwähnt. 26ff. Napoleon traf damals Anstalten zu einer Landung in England. Jean Paul persifliert hier die Inhaltlosigkeit von Thieriots Briefen, vgl. 262, 22ff. 29f. Kopist Halter: s. I. Abt., X, 324,28ff. (Flegeljahre Nr. 50).