Von Jean Paul an Emanuel. Coburg, 17. Januar 1804.
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Eiligst solt’ ich gar nicht mehr über meine Briefe sezen, sondern268,10
nur langsam, wenn gerade der Fal wäre.
Heute aber werd’ ich
durch Ihre harte Beschuldigung besonders
getrieben, daß ich nämlich
nicht genug für die Fortschaffung
des Biers sorgte. Wie ich für diese
arbeite, wenn ichs habe, bezeuge die Pfartochter und die
leeren
Fässer. Deren Fortschaffung anlangend, so lief ich heute
wieder aufs268,15
Land; sie sind schon in Gauerstadt. (Haben Sie denn das bekommen,
wozu meine C. keinen Frachtbrief
geschrieben?) Und was die Fort- und
Herschaffung voller betrift: so schreib’ ich heute Ihnen,
weil ich in
dieser Woche einen Einspänner oder doch einen
Schubkärner nach
B[ayreuth]
senden wil, damit [ich] für das harte
kalte Monat
268,20
(Februar, bei den Römern hies er der Todtenmonat)
etwas habe vor
dem Zuwintern. Es koste was es wil. Ich nehme auch 3erlei Bier
von Ihnen an — recht gern —
Ich bitte Sie, vergeben und geben Sie.
Gros ist mein Jammer
und Ihrer. „So kans nicht bleiben“ sagte das
politische
Journal von Jahr zu Jahr; und wirklich bleibt nichts so.
268,25
Etwas würde wenigstens nicht so bleiben, gieng’ ich —
wie ich und C.
ernstlich wollen — mit ihr etwan während der Badezeit (wo
ich
auch leichter nach umliegenden Ortschaften hinkönte)
und bis in den
Nachsommer hinein, wenn nicht zu viele
Hindernisse entgegenwachsen,
nach — Bayreuth, nicht als Gäste
sondern Insassen. — Aus Ihren
268,30
vorigen Briefen hab ich noch künftig einiges zu
beantworten. —
Die Einnahme Ihrer herlichen Tische — die ich
ernstlich anfangs nicht
mit dem Finger bestreichen durfte —
kostete uns die Ausgabe von
Wachsleinwand. Sie halten schön
und werden schön gehalten. —
Emma wohnt jezt fast den ganzen Tag bei mir und lässet mich
doch
269,1
frei wie ich sie. Durchaus nichts wird ihr gethan, oder
gegeben, wenn
sie es verlangt, sondern eher oder gar nicht. Daher weint sie immer
weniger, und bei
mir am wenigsten. Max (d’or) verschönet sich sichtlich.
— Noch einmal aufs Bier zu kommen, so mus ich hier die
verfluchte
269,5
Tranksteuer 2mal zahlen, 1) wenns in mich einpassiert, 2) aus.
Den 1ten dies. wurd’ ich um 1 rtl.
gestraft — 10 gr. Protokol zahlt’
ich durchaus nicht — weil ich
vor dem Hause des Polizeidirektors
Ortlof (meines gelehrten Freundes, von dem ich eben
herauskam)
Nachts um 8 Uhr mit der Blend-Laterne in der Hand hinter oder
vor269,10
2 Jungfern (diese zeigten es der Polizei an)
mein weniges Wasser
abgeschlagen hatte, was mir vom
Bayr[euther] übrig geblieben war.
Wörtlich ists wahr mit dieser Pissteuer. Adio, Alter!
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Emanuel. Coburg, 17. Januar 1804. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_442
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: SBa. 4 S. 8°. Vermerk Emanuels: 26 Jan. beantw. K: Eman. 17. J: Denkw. 1,143× (mit Nr. 443 vereinigt). A: IV. Abt., IV, Nr. 318. 268,14 bezeuge] aus bezeugt H 20 kalte] nachtr. H 21f. vor dem Zuwintern] nachtr. H 23 geben] aus schicken H 24 sagte] aus sagt H 25 wirklich] aus freilich H 27 mit ihr] nachtr. H 33 bestreichen durfte] aus bedurfte H 269,1 lässet] davor gestr. stört H 8 durchaus] nachtr. H 9 von] aus bei H 10 Blend-] nachtr. H 12 was] das K