Von Jean Paul an Caroline Richter. Berlin, 2. Februar 1801.
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Wie dir, war mir gestern, und noch quälender; denn ich wuste kaum
(oder nicht) deinen Stand und hatte nur die Leere vor mir.
Diesen
ganzen Morgen hab’ ich mit klopfendem Herzen, das
solange nicht an47,20
deinem lebte, jedes Klingeln gehört.
Ich habe mich recht gesehnt.
Was thut dir der unglükliche
A[hlefeldt]. Wärest du doch
gekommen!
Freilich komm’ ich heute; aber ich hätte dich wohl diesen
Abend nach
so langen Entbehrungen einsam haben mögen. Dank für
den Ring der
Ewigkeit! Sein Himmelblau sol die Farbe deines
Himmels weissagen.47,25
O du! — Heute schrieb
[ich] nach Meinungen über unsern
Aufenthalt.
[Du] hattest den Brief lesen sollen. — Wie
mich dein Ring sanft
drükt wie eine theuere Brust! — Freude und
Liebe bleib in deiner!
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Caroline Richter. Berlin, 2. Februar 1801. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_82
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Goethe- u. Schiller-Archiv. B: IV. Abt., IV, Nr. 90. 47,26 schrieb] aus schreib
Datiert nach dem vorigen. Vgl. B: „Fast kann ich es gar nicht mehr ertragen, Liebster, so ganz von dir getrennt zu sein. Gestern war ich dir so nah, ich habe dich gesehen, fast jede deiner Bewegungen. Ich kann dir nicht sagen, welch ein schmerzliches Sehnen mich ergriff ... Die gute Henriette [Schlabrendorff] will den Abend hier zubringen — komm auch früh. — Zu dir wär ich gekommen — aber ich kann A[hlefeldt] nicht sehen.“ Am 19. Dez. 1819 schreibt Karoline aus Berlin an Jean Paul: „Ich sah gestern Sappho ... Aber wie war mir, als ich die Loge des Tribunals wiedersah, wo du ... mir vor 20 Jahren gegenüberstandest, hoch emporragend in der weißen Weste mit der geliebten Brust, nach der ich mich aus der gegenüberliegenden Noblessen-Loge, wo ich an diesem Tage Plätze mit der Gräfin Schlaberndorf hatte, so heiß hinübersehnte ...“ (IV. Abt. (Br. an J. P.), VII, Nr. 240.) Am 1. Febr. 1801 wurde „Das unterbrochene Opferfest“, Singspiel von Huber, Musik von Winter, gegeben.