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Korrespondenz

Von Jean Paul an Albrecht, Christian und Christoph Otto. Hof, 19. Juli 1785.

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[ Hof, 19. Juli 1785 ]

Meines Erachtens ist eine blosse Bitte kein Vergehen, auf das der Strang oder sonst ein Tod gesezet wäre; warum scheu’ ich mich also? Ich wil Ihnen aber die ganze Sache schreiben. Gestern überraschte mich W[einert], weil er weder mich noch das, was ich ihm schuldig bin, vergessen konte. Damit ich aber ebenfals das leztere nicht vergesse: wil ers mitnehmen und nicht anders als bezahlt zurükkehren. Was sol ich thun? Aber ich kan nichts thun und ich kan weder fodern noch hoffen, daß W[einert] einen so mühsamen Weg völlig vergeblich und sogar ohne Geld zur Rükkehr reise. Würden Sie mir, wenn ich Sie etc. bäte, diese Bitte nicht verzeihen oder gar gewähren? Wenigstens sind Sie es allein, an die ich mich hier wenden konte, weil Örthel nicht kan und die übrigen Personen hier Unannehmlichkeiten mit der Abschlagung oder Bewilligung solcher Bitten verknüpfen, die mich zu Ihnen scheuchen, die Sie gewis anders denken. Sogar zwei andre Freunde ziehen die Hand von mir ab; der eine ist der schwarze Doktor Jördens, der mir schwer lich Arzneien zukommen liesse, wodurch ich mich ganz leicht in den Himmel sezen könte, wo ich so viel Geld liegen habe; der andre ist der Teufel, dem ich für ein Paar Thaler meine Sele gerichtlich verschreiben müste; allein wie ich höre so ist er mit Selen so überladen, daß er gar keine mehr annimt. Reichte ieder von Ihnen mir eine seiner Hände, so dürft’ ich wol aus dem fatalen Graben, in den ich gerathen, herausspringen und den Doktor und Teufel entrathen können. Dafür verschreib’ ich Ihnen auch meine — Sele.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Albrecht, Christian und Christoph Otto. Hof, 19. Juli 1785. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=I_108


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956. Briefnr.: 108. Seite(n): 167 (Brieftext) und 463 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

K: An die Otto’s den 19 Jul. i: Wahrheit 4,6.

Über die Familie Otto vgl. die Stammtafel in Bd. II. Dieser Brief, sowie Nr. 117, 162 (?), 177, 206, ist wohl nur oder doch in erster Linie an die beiden älteren Brüder, Albrecht und Christian, Richters ehemalige Mitschüler, gerichtet, die ein Jahr nach ihm das Gymnasium verlassen, in Leipzig und Erlangen Jura studiert und 1785 in Hof eine juristische Kanzlei eröffnet hatten (Weißmann Nr. 5767 u. 5770). 167, 26 schwarze Dr. Joerdens: s. 107,7 †.