Von Jean Paul an Beata Auguste Antonie Schäffer. Schwarzenbach a. d. Saale, 8. August 1790.
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Ich erscheine so bücherarm vor Ihnen, daß ich besser gar nicht 302,5
erschiene: denn durch das beiliegende Geschriebne werd’ ich das
Gedrukte
weniger ersezen als erst unentbehrlich machen. Meine
Absicht war
aber auch nur, mir selbst einen Gefallen zu thun
und an Sie einen Brief
zu schreiben, damit ich pralen und sagen
könte, ich habe an das vor
treflichste
Frauenzimmer, das ich in meinem närrischen blos tockierten 302,10
Leben gesehen, einen kurzen Brief geschrieben, in dem ich
wenigstens
mit todten Worten etc.
Das schönste Schiksal dieser Aufsäze wäre, bei Ihnen zu bleiben; das
schlimste wäre, wenns ihnen mislänge, das Herz und die
Empfindung
eines armen Satirenmachers zu rechtfertigen und zu
beweisen, daß ich 302,15
nicht unwerth war, einen Freund zu
haben und dessen Freundin zu
kennen. — Mögen Ihre Tage so schön sein wie Sie — Ihr Schiksal
so sanft wie Ihr Karakter — Ihre Freunde so gut wie Ihr
voraus-
gegangner — Ihr Leben so lang bis Sie sich
d. h. Ihr Kind beglücket
haben — und möge Ihr Geist nach einem langen Tage, dem er
Stralen 302,20
gab, sanft durch eine stille Abendröthe
hindurch in den Himmel
sinken.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Beata Auguste Antonie Schäffer. Schwarzenbach a. d. Saale, 8. August 1790. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=I_333
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K: Den 8 Aug. 90. v. Spangenbergin oder Schäfferin. 302,19 Ihr Kind] oder Ihre Kinder
Beata Auguste Antonie, die älteste der Geschwister von Spangenberg (s. zu Nr. 240), geb. 19. Febr. 1762 in Ebersdorf, seit 23. April 1782 mit dem Amtmann Joh. Friedr. Schäffer verheiratet, war einst von Adam Lorenz von Oerthel schwärmerisch geliebt worden, s. zu Nr. 1. Der zweite Absatz ist die Widmung der übersandten Aufsätze, unter denen sich vermutlich „Das Leben nach dem Tode“ (s. 299, 31†) befand. Vgl. Nr. 400.