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Von Jean Paul an Johann Adam Lorenz von Oerthel. Hof, 1. August 1783 bis 7. August 1783.

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[ Hof, 1.—7. August 1783 ]
Lieber Polygraph!

Auch Herkules war ein Polygraph: denn er schrieb in Einer Nacht mit Hülfe von 50 Musen, die ihn begeisterten, 50 Piecen, die hernach mit der alexandrinischen Bibliothek verbranten. Jupiter war ein mittelmäsiger Polygraph: denn er brachte zwei Nächte bei der Alkmene zu, um den grössern Polygraphen Herkules zu ediren. Ich bin weder ein Halbgot wie Herkules, noch ein ganzer Got wie Jupiter; und daher ein solcher Oligograph, daß ich schon eben soviel Monate, wie die Weiber tragen, an meinem künftigen Teufel gezeugt, one noch weiter als bis zum Hintern gekommen zu sein. Vielleicht dauert die Schöpfung des Jungen so kurz wie das Leben desselben; auf änliche Art schliessen dieienigen Mystiker, die behaupten, daß die Welt nur sechs tausend Jare leben werde, weil sie in sechs Tagen geschaffen worden. Und fals man den Theologen den fidem pastoralem, der ihnen bei den Geburtsscheinen der Kinder zukomt, auch bei dem Geburtsschein der Erde zugesteht, den sie von anno 1. den 1. Sept. datiren, so liesse sich das Ende der Welt nach der Analogie voraus weissagen. Später fält wol der iüngste Tag nicht, aber vielleicht eher, vielleicht im Sommer, wo zugleich die Schnitter das Korn in ihre Scheuren und die h. Engel die Schnitter in die himlischen Scheuren samlen könten. Immer glaubte ich sonst, das Autodafe der Erde würde am [!] November, wo onehin ieder das Leben verwünscht, gehalten werden; diese Mutmassung gab ich iedoch neulich auf, da ich bei einem guten Rechenmeister las, daß die Sündflut, die alle Menschen wie iunge Hunde ersäufte und zu deren Andenken die Engelländer sich am häufigsten im November ersäufen, am 7. November hereinbrach und auf der ganzen Erde nicht ein einziges Ufer übriglies. Es wäre aber ganz wider die Kleiderordnung, daß die Erde in demselben Monate solte verbrent werden, in dem sie ersäuft wurde und daß sie die Wasserund Feuerprobe — oder die Wasser- und Feuertaufe bei den ersten Christen — zu Einer Zeit solte auszustehen haben. Verzeih übrigens, daß ich deine bunten iuristischen Ideen mit den schwarzrökkigten teologischen geärgert. Sind doch auch im ba[i]reuter Konsistorium Juristen und Theologen unter einander gequirlet; und übrigens wie weit ist denn ein heterodoxer Wolf im Schafskleid, der den geistlichen Hirten angreift, von dem iuristischen Wolf im Bärenpelz verschieden, der nicht den Hirten, sondern die Schafe anpakt und auch, fals er das bürgerliche Recht fleissig studirt hat, glüklich verzert. Das kanonische Recht leret den iuristischen Wolf, im Notfal stat des Schafs den geistlichen Hirten anzugreifen. Wären meine Muskeln unter den Bartharen weniger auf den lachenden Ton gestimt gewesen, so hätte ich um keine Verzeihung der eingemischten Teologie bei dir angehalten: denn als ein Christ bist du onehin nicht blos verpflichtet, zu lernen, daß, sondern auch, wenn der iüngste Tag einbricht. Das „Daß“ hab’ ich dich gelert, indem ich dich das „Wenn“ gelert; denn wie wär’ es möglich, daß der iüngste Tag am 7. November nicht, sondern zu einer andern Zeit käme, wenn er gar nicht käme? Die Ernsthaftigkeit spricht in meinen Briefen selten zu; behandle sie daher in dem iezigen so höflich wie einen seltnen Gast.

An das Ende der Welt erinnerte mich blos das Ende der Menschen, dessen Anblik sich iezt in unsern Gegenden vervielfältigt. Wasser verursachte die grosse Mortalitätstabelle im 1. Buch Mose; bei uns iezt scheint das zu Dünsten paraphrasirte Wasser uns Geschöpfen, die wir darin waten, denselben Untergang zu drohen. Seit meinem Aufenthalt ist die hiesige (und auch andere) Gegend mit Nebeln umschleiert gewesen, die die Atmosphäre einer Stube vol dampfender Tobaksraucher änlich machten. Dieser Nebel nam uns das Licht, iezt das Leben (andre Lesart: Lebenslicht); so war in Ägypten dikke Finsternis die eine Landplage, und ein Würgengel die andre. Du wonst im geistlichlichten Gosen; ich hoffe, daß Leipzig auch wie Gosen, vor dem Würgengel Gnade finden wird. Die Juden in Gosen musten Oster lämmer schlachten, um von dem himlischen Mezger der Menschen nicht geschlachtet zu werden. Ich rate dir daher, hinten im Schlosse alle Wochen etlichemal Lamsbraten zu fodern; ich tue zum Überflus noch Schöpsenbraten hinzu. Die hiesige Partikularkrankheit — die Pest ist eine Universalkrankheit, und doch giebt’s keine Universalmedizin — ist die Rur. Das Vomiren der Erde wirkte das Purgiren der Menschen. In Eger wüten die ungarischen Flekken; und der Türk macht würgende Engel zur Avantgarde der Janitscharen; vielleicht daß seine kranken Krieger tapferer verwunden als seine gesunden, vielleicht daß er mit Leichnamen den Kaiser besiegt. — Was vermögen alle Säbel in der Welt gegen die Sense des Todes, vorzüglich wenn sie erst vom Schwerdfeger gekommen? — Der Nebel sol den Gewächsen eben so übel mitspielen als den Menschen; sterben wir nicht am Durchfal, so sterben wir am Gegenteil, an der Verstopfung d. h. am Hunger. Sterb’ ich, so must du die Fragmente von meinem zweiten satirischen Teufelgen herausgeben, und sie mit einer Vorrede versehen, worin du meinen ganzen, aber leider! kurzen Lebenslauf mit beigefügten Anekdoten die über meinen Karakter einiges Licht werfen können, kurz aber gut erzälen und mich ungleich mer loben, als ich es in meinen Vorreden tun darf und dich zulezt Lorenz Adam Örthel unterschreiben. Diesen lezten Perioden kanst du in die Vorrede als eine Weissagung einrükken. — Vor dem Tode vielleicht, aber nicht vor dem frühen solte man sich scheuen. Ob ich 60 oder 20 Jare gelebt, das ist, sobald ich sie gelebt, immer einerlei; und eine lange Vergangenheit hilft dem, der eine unendlich lange Zukunft hoft, so wenig wie die noch längere Ewigkeit a parte ante. Unser Leben gleicht der Gelegenheit; der vordere Teil trägt noch iugendliche Fruchtbarkeit, auf der hintern Seite aber ist alles kal. (Der weisse Schedel ist der weisse Grabstein des Gehirns.)

den 1. August. den 5. August.

Heute kam ich von einem dir unbekanten Orte, wo ich drei Tage und drei Nächte gewesen war und also 3. Tage wenigstens nichts gedacht hatte, zurük und fand deinen Brief, der dein lezter von Leipzig aus, und nach meinem Gefül dein schönster ist. Überhaupt schien mir die Güte deiner Briefe mit ihrer Anzal zuzunemen. Das Gleichnis vom Gold, von den Höhen der Berge, vom Soupiren und vorzüglich das vom Nach[t]wandler hat mir, der ich iezt wie der Dachs im Winter von keinem andern Fette als meinem eignen lebe, ausnemend gefallen; nur schade! daß sie schöner als war sind, diese Gleichnisse; daß die wolriechenden Lorberblätter einen übelriechenden Kopf bekränzen. Aus deinem Fortschrit in einer Ban, wo du iezt nur spazieren gehst, schliess’ ich auf den, welchen du in ihr machen würdest, wenn du darinnen als Wetläufer aufträtest. Lieber Got! wie unendlich klein wären meine Anlagen one die Verbesserung des Fleisses! Sobald du von der blinden Gerechtigkeit, den Kläger und den Beklagten auf ihrer Ratswage zu wägen gelernt und sobald die Fastenzeit deiner Sele (d. h. die Erlernung der Jurisprudenz) zu Ende gekommen, so feiere das Osterfest wie die ersten Christen, die an demselben allen Rechts sachen den Abschied gaben, oder wie die griechischen Christen, die am Sonabend vorher in der Kirche alle alte Lichter auslöschen und eine neue Wachskerze, die cerea paschalis anzünden. Wenigstens wolt’ ich, daß du dan den Statüen der thebanischen Richter änlich würdest, die one Hände waren; ich meine, daß deiner Jurisprudenz höchstens noch dein Kopf, aber nicht deine Hände dienten. Vielmer könte die Jurisprudenz deinem Wize dienen. Und warum dies alles? weil du zu Hause, sobald du in dem Besiz aller deiner Wünsche, deiner Güter und deiner notwendigsten Kentnisse bist, ein neues und schwerer zu erreichendes Ziel dir stekken must, um dem unerträglichen Zustande auszuweichen, in den uns die gänzliche Befriedigung aller Wünsche stürzt. Nicht das Ziel, sondern die Ban macht uns glüklich; auf dieser begleitet uns Hofnung, aber an ienem erwartet uns Müdigkeit und Ekel; daher prallen wir immer, gleich den Kugeln auf der Kegelban, vom erreichten Ziele, zu einer neuen Laufban zurük und präumeriren auf neues Glük durch Ekel am alten. Hierin bist du obendrein noch glüklicher wie ich; du kanst an einem einzigen Bändgen viele Jare lang arbeiten, iedem Feler Razenpulver streuen und die Schönheiten in allen Künsten, zu gefallen, unterrichten. Die Menschen, sagt Bako, leben am längsten, die am langsamsten gewachsen; der Aloe schiest nicht wie die Schwämme nach einem Regen auf, allein seine Blüte, die 40 Jare im Kloster (d. h. in der Knospe) lebt, bricht dan mit Regenbogenpracht hervor. Wolte Got! ich dürfte nicht vom Leben meiner Kinder leben, und nicht das ihrige abkürzen, um meines zu verlängern.

Deine Kritik über das Epigram — die übrigens nicht nötig gehabt hätte, sich durch ein Kompliment anmelden zu lassen, da sie wie ein guter Freund gerade zu hätte gehen sollen — ist falsch und richtig zugleich; nämlich so: meine Absicht war nicht, vom Könige in dem ihm angemessenen Tone zu reden und auf der Flöte eines Friedrichs das poetische Lob eines Friedrichs herzublasen; der Anfang des Epigrams ist vielmer lächerlich und solte es sein. Das wäre denn die unrichtige Seite deines Tadels. „Aber als dan passet wiederum das Feierliche „zum Lächerlichen nicht!“ Freilich; und das ist die richtige Seite desselben. Das Epigram solte also seinem Gegenstande noch weniger angemessen sein, noch mer mit demselben kontrastiren. Du zieltest mit deinem Tadel auf den Schatten des Ziels; und trafst eben deswegen das Ziel. Gleichnis: „aber es mus schwer sein, die Scheibe mit einer „Kugel zu treffen, die erst vom Wasser auf sie zurükpralt?“ — sagte ich vorgestern zu einem alten versofnen Invaliden der Diana; „bewar! „sagte er, man darf nur auf den Schatten halten, den die Scheibe ins „Wasser wirft, so trift man das Schwarze akkurat!“

Den Doppelmaier beurteilst du schärfer wie ich. Denn erstlich schrieb er diese Stelle vorher eh’ er mir den ersten Brief geschrieben hatte. Auch behandelt er mich nach dem unermeslichen Wert, den der annulus in seinen Augen hat, und nach meinem freien Urteile darüber, immer noch glimpflich. Indessen schreib’ ich ihm nicht eher als bei der Überschikkung meines 2ten Teils, one ihm die Ursache des Stil schweigens zu verhelen. (Vergesse ferner nur nicht, daß der Alchymist sich für den edelsten der Menschenkinder ansieht, so wie das Gold, das er schaffen wil, das edelste der Metalle ist. Mir scheint eigentlich der Vorzug der Alchymie darinnen zu liegen, daß sie die besten Köpfe zu verschlechtern weis, so wie der Alchymist Boyle das Gold stat zu machen, degradirt.) Ich schliesse diese zwei Perioden ein, weil ich ungewis bin, ob ich sie nicht vielleicht in den 2ten Teil der Skizen mit verbesserter Schneide aufnemen werde.

Da ich vom Golde rede, wil ich auch noch vom Silber reden, das du mir im lezten Brief geschikt. Nur frankirt hätte es nicht sein sollen; denn das heist einem Kapital und Zinsen auf einmal leihen. Ich danke dir, daß du das erraten, was ich dir nicht sagen mochte, da meine Schuld schon auf 12 rtl. und etliche Groschen gestiegen war, ehe sie noch um 2 Konvenzionstaler vergrössert wurde.

Die lezte Seite deines Briefs war für mich rürend und wäre es noch mer gewesen, wenn du nicht durch die nassen Augen, die alles vergrössern, auch mich vergrössert erblikt hättest. Wie gut ist dein Anerbieten, das du mir schon einmal mündlich getan! Es verdient einen Dank one die Schamröte der gefülten Verbindlichkeit! Aber werd’ ich iemals bei dir immer leben können? In dem Fal nicht, wenn ich unglüklich bin; dan würd’ ich dich oft sehen, aber nicht bei dir leben. Wenn mein Misgeschik, das mir vielleicht iezt unsichtbar ist, weil es unter meinen Füssen an der verderbenden Mine gräbt, meine onehin kleine Begierde, gegen dasselbe zu kämpfen, ermüdet hätte; wenn alle Anstrengungen meiner geistigen Kräfte mir das Brod, das sie nicht für die Zukunft säen konten, für die Gegenwart zu reichen aufhörten; wenn die Erschöpfung der Kräfte mir die einzigen Vergnügungen unmöglich machte, die das Glük selbst nicht hat; wenn ich arm, dum, trostlos und verzweifelnd wäre — dan solte ich zu dir kommen und dich für deine Woltaten mit dem schlechten Überrest eines Elenden belonen? Nein! dan würd’ ich keinen andern Freund suchen als den Tod; und wenn dieser kalt umarmende Freund mich glüklich gemacht hätte, so würde er mir auch den Freund zufüren, mit dem ich in der Jugend glüklich war, mit dem ich es in der ewigen Jugend sein werde. — Was ich tue, wenn ich in dieser Welt glüklich bin, errate du; denn ich mag es nicht sagen, um meine schwermütige Laune nicht zu unterbrechen, der ich auf dem iezigen abendlichen Spaziergange weiter nachhängen wil.

Den 7. August.

Die Post wil abgehen, und der halbe Bogen ist zu Ende; ich kan dir daher nichts weiter melden als den Tag meiner Abreise von hier, nämlich den 14. August. Leb wol. Das Doppelmaiersche Buch werd’ ich mitbringen.


R.
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Johann Adam Lorenz von Oerthel. Hof, 1. August 1783 bis 7. August 1783. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=I_56


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956. Briefnr.: 56. Seite(n): 99-104 (Brieftext) und 446-447 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin JP. 6 S. 4°. K: 21. Örthel in Leipzig. (Die Absätze datiert wie in H.) i (z. T. J)1: Wahrheit 3,366. 256. 238×. i (z. T. J)2: Nachlaß 2,284×. B: IV. Abt., I, Nr. 21. 99 , 18 mittelmässiger K 27 man] danach gestr. die Chronologie der H 29 Erde] aus Welt H 31 weissagen] danach gestr. da onehin der September den Herbst H 32 zugleich] so K, zugleicher H 100 , 1 da] davor gestr. da ein guter Theolog H 20 Teologie] aus Theologie H 24 nicht bis 25 Zeit] nachtr. H 31 scheint] danach gestr. aufgelöst H 101 , 3 himlischen] davor gestr. dem Henker unter den Engeln H 5 fordern K 21 ungleich mer] aus ein wenig mer H 22 Adam Lorenz K 30 Schädel K 33 dir unbekanten] nachtr. H 102 , 2 wie der Dachs im Winter] nachtr. H 17 den] aus denen H, denen K 20 weil] davor gestr. darum; stelle dir vor H 22 notwendigsten] aus meisten HK 103 , 4 Könige] danach in Preusen K 16 die Scheibe] aus das Ziel H 18 wie] als K 20f. der annulus] aus dies Buch H 34 Zinsen] aus Interessen K 37 wurde] aus worden H 104 , 19 Jugend] davor gestr. iezigen, mit H

100 , 3 f. Vgl. I. Abt., VI, 178,34f. 32ff. Es handelt sich um sog. Herauch; vgl. 305, 4f. 101, 4 im Schlosse: der Pleißenburg. 21 Der Satz fällt aus der Konstruktion. 33 Der unbekannte Ort ist vielleicht Helmbrechts, vgl. Nr. 49†; man beachte, daß Richter Oerthel gegenüber nichts von Sophie Ellrodt erwähnt. 102, 1f. Gleichnis vom Soupiren und vom Nachtwandler: Oerthel hatte mit Bezug auf 87, 24ff. geschrieben: „Du gleichst einem Nachtwandler, der schlafend eben so gut und sicher gehen sol als beim Tage. Wenigstens würde ich alzeit bei dir ebenso lieb soupiren als frühstücken, und es scheint als wenn du dich den Tag über an Speise gesättigt, daß du am Abend nur die ausgesuchtesten reizendsten auftragen läst.“ 16 cerea paschalis: die richtige Form cereus s. 158, 2. 103, 1ff. Kritik über das Epigramm: vgl. B: „Dein Epigramm auf den König von Preussen [87, 6–20] gefält mir auserordentlich und sein Glanz ist nur desto größer, auf ie dunklern Grund du es kleben woltest ... aber daß du sagst, seine Hand [ist] ebensogut mit Dinte als Blut beflekt und hält ebensogut das Schwerdt als das Federmesser, dies scheint mir zu sehr zu contrastiren theils gegen den Gegenstand selbst der beschrieben wird, theils auch weil … Genie zu den Wissenschaften und Feldherrnkunst nicht so weit auseinander stehen ...“ 18 Oerthel hatte sich über Doppelmaiers Heimtücke entrüstet: „so giebt es denn Menschen, die unter der Masque der Freundschaft mit einem heuchlerisch freundlich [?] küssenden Munde dem Freunde süsses Gift einzuhauchen streben, die Personen vol Zutrauen und Offenherzigkeit gegen sie, ia selbst die Begierde anderer ihnen zu gefallen und sie zu lieben, mit Banditenstichen zu tödten suchen. Was hilft es, daß sie nur Mücken sind, deren kleine Rache niemand bemerkt? Verdient der wohl Mitleiden oder Entschuldigung, der mit einem Messer mordet, weil er keinen Säbel hat? Wie ist man für Betrug sicher, wenn sich die Natur selbst falscher Stempel bedient und Falschheit tugendhafte Sirenengesänge lispelt...“ 24–31 Die Stelle wurde wirklich im 2. Band der Grönländischen Prozesse verwertet, s. I. Abt., I, 210f.