Von Jean Paul an Johann Friedrich Hartknoch. Leipzig, 22. Mai 1784.
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[Konzept]
119,1Wenn Sie diesen Brief werden durchgelesen haben, wird Ihnen der
Überbringer desselben ein Pak Satiren übergeben, das ich Sie auch
durchzulesen bitte. Sie könten ihren Werth
w[enigstens] zum Theil er119,5
rathen, wenn Ihnen die
grönl[ändischen Prozesse], die ich
neulich bei
Voß in Berlin in 2 Theilen verlegen lassen, bekant geworden.
Das
Buch, dessen Probe ich Ihnen hier sende, wird einen starken
Oktav
[band] geben oder besser in zwei kleine
zerfallen. — Ich hätte dieses
stat schriftlich eben so gut
mündlich sagen können, aber niemand ist 119,10
unfähiger als
ich, aus dem Stegreif oder vom Blatte zu reden. Sie
können
diese Unfähigkeit daraus abnehmen, weil ich einen Brief
geschrieben, ungeachtet ich doch der Überbringer desselben, der iezt mit
einem sehr einfältigen Gesichte vor Ihnen steht, selber bin.
Doch werd’
ich Sie mündlich wenigstens versichern, daß ich etc.
119,15
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Friedrich Hartknoch. Leipzig, 22. Mai 1784. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=I_71
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K (Konzept): 4. An Hartknoch. Den 22 [aus 21] Mai. i: Wahrheit 3,284. 119 , 5 ihren Werth] aus zwar nicht den Grad, aber doch die Art ihres Werths
w. zum Theil] aus halb 8 dessen bis wird] aus das ich Ihnen hier nicht ganz geschikt, würde 9 zerfallen.] danach gestr. Die Veranlassung zu dem Wunsche verdank’ ich dem Weisse.
Der Rigaer Verleger Joh. Friedr. Hartknoch (1740—89) war zur Messe in Leipzig. Den Mißerfolg dieses Briefes hat Jean Paul im 59. Kapitel der Flegeljahre geschildert (I. Abt., X, 427); dort überbringt Vult dem Buchhändler Paßvogel ein Manuskript „mit einem Briefe, worin er sich als den Verfasser ausgab und sagte, der Endes Unterschriebene stehe dem Leser eben vor der Nase“; Paßvogel antwortet verdrießlich: er bedauere, daß er schon überladen sei, und schlage kleinere Buchhändler vor. Vgl. Nr. 116.