Von Jean Paul an Friederike von Schaden. Bayreuth, 16. Oktober 1820.
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[Konzept]
Recht spät — und der Himmel gebe, nicht zu spät — erfüll’ ich mein
Versprechen, das ich Ihnen in so frohen Stunden, obwol für
einen
schmerzlichen Gegenstand gegeben. Es ist aber oft
leichter, eine Schrift
zu machen, als eine Inschrift. Hier
schick’ ich Ihnen 2 zur Wahl; mögen72,10
meine Gedanken nur
einiger massen der künstlerischen würdig sein! —
Die
harmonischen Abende bei Ihnen und den Ihrigen tönen reich in
meinem Innern nach, nur aber nicht in meinen Ohren; denn die schöne
Sängerin mußt’ ich Glücklichern zurücklassen. — Und doch
helf’ ich mir
mit einem kleinen Echo des Echo durch Ihre drei
musikalischen Ge72,15
schenke. Ist H.
Stunz nach Italien? So sehr er dort als ein Orpheus
nöthig wäre, um manche Thiere zu besänftigen: so wenig ist
dort unter
den letzten Sicherheit vor einem wiederholten
Schicksal des Orpheus.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Friederike von Schaden. Bayreuth, 16. Oktober 1820. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_106
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K (Konzept, Anfang nach FB Nr. 6): Fr. v. Schaden in München. i: Wahrheit 8,260 (8. Okt.). A: IV. Abt., VIII, Nr. 77. 72, 8f. einen schmerzlichen Gegenstand] aus eine traurige Erinnerung 11 meine bis sein] Sie nur keine dritte nöthig finden darüber Bezug auf das Bild — 12 reich bis 16 Geschenke.] zuerst mir am schönsten aus München nach u. noch dazu bekomme ich das Echo des Echos durch die Lieder etc.
Das Datum ergibt sich aus A. Vgl. 47, 23–26, 56, 19–24†. Friederike von Schaden, geb. Zehler, Witwe des 1814 verst. Oberappellationsrats Joseph von Schaden, hatte aus ihrer ersten Ehe mit Apenburg zwei Töchter, Luise (s. Nr. 63 u. 65), die später einen Bergrat Kleinschrod heiratete, und Maria(nne), die mit dem Musiker Stunz verheiratet war. Die für das Grabmal des Gatten auf dem Münchner Gottesacker gewählte Inschrift lautete (nach i): „Der Engel des Scheidens führte den Geliebten nach Eden hinüber, aber er blickte noch nach unsern Thränen zurück und unser Schmerz war sein letzter Erdenschmerz.“ 72, 16–18 In Italien waren in Neapel und andern Orten revolutionäre Unruhen ausgebrochen; vgl. 66, 27f. — Nach A enthielt der Brief auch einen Gruß an Yelin.