Von Jean Paul an Emanuel Osmund. Bayreuth, 4. März 1821.
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Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! Hier folgt von
5 Wortedick
ausgestrichen
]
sogleich die Fast-Hälfte Pränumerazion auf102,20
Maxens Zukunft zurück. — Zur neuesten Antwort über Ottos
Zeit-
schrift, den ich so wie den trefflichen
Herder durch Sie grüße, wiederhol’
ich hier das Mündliche des schönen Vorgestern. — Ein so
unbestimmter
Titel wie baiersches Wochenblatt würde das
Buch dem Schicksale der
Eos und der Münchner Litera[tu]rz[eitung]
aussetzen. Es muß, wenn
102,25
es zumal innwärts wirken soll, auf der Stirn mit
etwas von Landtag
glänzen, gleichsam Propyläen baierscher Landtage. Ferner müssen
literarische Namen,
wenigstens die von O. B. R. darauf stehen, zumal
da es jetzo der politischen Journale so viele und so gute
gibt. — Wie die
Regierung sich darin aussprechen will, fass’
ich nicht; O. und R. können
102,30
wol Zeitfreiheit, aber keinen Zoll Lands
Denkfreiheit abtreten. Auch
wird sie überhaupt bei dem
Überfluße solcher Werke ihr Ziel schwerlich
erreichen, höchstens ein besseres.
Blos auf die Landtagmasse wäre
einzufließen — nicht aber
auf Männer wie Behr, Seiffert etc. — durch
103,1
die sprachgewaltige Beredsamkeit eines Genz, zu der aber auch seine
Feilheit gehört. Indeß
thäte ein Titelwink auf Landtag immer viel. —
Ich fürchte,
der neapol[itanische] Krieg greift zuletzt
auch bis auf
Münchner Druckwerke herüber. Gleichwol soll O. in Gottes
Namen
103,5
das Ämtchen antreten. Eine Menge Landtagverhandlungen
lassen sich
weissagen; und hier kann er die Aufsätze bequem
vorausmachen. Ab
danken kann er ja, wenn
er will, und dabei mit dem klingenden Spiel
einer Pension
abziehen. — Ich muß aber über alle diese Punkte eine
Antwort
haben, um einen Titel richtig zuzuschneiden.103,10
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Emanuel Osmund. Bayreuth, 4. März 1821. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_154
Kommentar (der gedruckten Ausgabe)
SiglenH: SBa. Präsentat: 4ten März 21. J: Denkw. 1,298×. 102,32 sie] aus jene
Otto hatte um Titelvorschläge für das von ihm mit herauszugebende Handelsblatt gebeten. (Es erschien u. d. T. „Bayrische Wochenschrift“ 1821—22, hgb. von Barth, Roth und Rudhardt.) Emanuel sandte dies Billett im Original an Otto, der es ihm am 8./9. März zurückschickte und sich in dem Begleitbrief (H: SBa) sehr gekränkt darüber äußerte, daß J. P. ihm nicht selber geantwortet habe, und auch über den Inhalt des Billetts. Emanuel antwortete ihm am 15. März: „Richter liebt Sie fort und fort, und sein Billet war gut gemeint ... Aus einem diesem Billet vorausgegangnen zweistündigen Zwiegespräch müßte sich jeder Dritte von diesem Gutmeinen und von dieser Liebe vollständig überzeugt haben. Ich sollte eigentlich, so wollte er, seine mündlichen Äußerungen aufs Papier für Sie bringen, und da ich mich zu schwach dazu fühlte, entstand das Billet ...“ Vgl. 128, 3f.