Von Jean Paul an Carl Friedrich Kunz. Bayreuth, 28. September 1821.
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Sie haben mir bisher immer mehre Gefälligkeiten bewiesen als ich
135,25
Ihnen erwiedern konnte. Jetzo bitte ich Sie um eine,
die durch die
Schnelligkeit eine größte wird, ob ich gleich
nichts verlange als einen
Wiedereintritt in Ihre
Lesebibliothek. Meine angegriffene Seele hat
jetzo diesen
Herbst und Winter hindurch einige warme Sonnenblicke
durch
erheiternde Bücher vonnöthen; denn mein einziger achtzehn135,30
jähriger Sohn, mit dem schönsten
frömmsten Herzen und reichsten Geist,
der mich aus Heidelberg zu besuchen kam, ist diese Woche am
Nerven-
fieber verschieden; und so ist nun mein
ganzes Leben kalt verfinstert auf
immer!
Professor Huscher, bei welchem er auf der Herreise einen Tag
blieb,
136,1
und dem ich hier für seine Liebe durch Sie danken lasse,
kann Ihnen
malen, was ich verloren.
Ich habe Ihre Kataloge bis zur 6ten Nummer (incl.) und bitte Sie
um die übrigen.
Lassen Sie eiligst — damit Fuhrmann Weber in meiner
136,5
Noth mir künf ige Woche Bücher bringt — ein Kästchen
dazu von der
Größe des vorigen machen. Bin ich Ihnen nicht
noch Lesegeld schuldig?
Mit Vergnügen zahl’ ich für alles
jeden begehrten Preis. — Die Bücher
lassen Sie für mich genau
nach der Rangstellung auslesen.
Ich danke Ihnen im Voraus. Gott verschone Sie vor jedem ähn136,10
lichen Unglück! Grüßen Sie herzlich Ihre
theuerste Gattin und schönen
Kinder; mich verschonen Sie aber ja, auch mit dem kleinsten
Trostes-
wort!
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Carl Friedrich Kunz. Bayreuth, 28. September 1821. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_211
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: ehem. Kat. 13 Gerd Rosen (Oktober 1950), Nr. 1038. 4 S. 8°.K: Kuntz in Bamb. 27. [!] Sept. * J: Funck S. 126. 135,28 angegriffene] ergriffene K
136,1 Joh. Christoph Huscher, Prof. der Philologie am Gymnasium in Bamberg (Meusel 18,239); vgl. IV. Abt. (Br. an J. P.), VIII, Nr. 128.