Von Jean Paul an Elisa von der Recke. Dresden, 20. Mai 1822.
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Der Mai gab Sie der Welt, damit Ihr Herz ihn immer fortsetzte
und austheilte unter die Menschen. Wie er, aber geistiger und schöner,
schenkten Sie überall, wo Sie einwirkten, höhere Wärme,
längere
Tage und Blumen und Blüten. Mit dieser Erinnerung
feiern wir alle175,30
den Tag von Elisa’s Erscheinung.
—
Der Unendliche erhalte Sie lange einer irdischen Welt, wo Sie für
die verklärende zubereiten. Die Unvergeßliche, welche in
dieser glänzt,
legte den Trost der drei Liebenden, die Sie jetzt umgeben,
in die Hand
ihrer hohen Schwester, so wie den Trost der Schwester in
die Hände der175,35
drei Liebenden.
So bleibe Ihr Lebens Abend einem Abende im hohen Norden ähnlich,176,1
wo noch nah an der Mitternacht die Sonne mild fortschimmert
und
endlich nur untergeht um sogleich als Morgensonne
wieder zu auf
erstehen! —
warm und ewig
verehrender
Jean Paul Fr. Richter
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Elisa von der Recke. Dresden, 20. Mai 1822. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_284
Kommentar (der gedruckten Ausgabe)
SiglenH: ehem. Frau Helene Welter, Köln. K: Gräfin v. d. Recke d. 20 Mai. J: Dresdner Morgenzeitung, 20. Mai 1828, Nr. 91.
175,34 drei Liebenden: die drei Töchter der Herzogin Dorothea, s. 173, 4–6. — Frau von Ende schreibt am 23. Mai an Karoline Richter: „Als Ihr lieber Mann gestern mit Tiedge bei uns war, kam später auch Fr. v. d. Recke, und ich war Zeuge des innigen Dankes, den sie ihm aus- drückte für die herrlichen Zeilen, die er ihr an ihrem Geburtstag schrieb.“ Vgl. 180 , 1–3 .