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Von Jean Paul an Friedrich August (Pseud. Friedrich Laun) Schulze. Bayreuth, 1. Juni 1823.

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[Unsicherer Korrespondent]

Baireut d. [1.] Jun. 1823

Verzeihen Sie das Verzögern meines Danks, der blos auf eine briefliche Reisegesellschaft wartete. In Ihrem Buche sind viele komische Stellen und Stellungen, und auf dem ersten Bogen die meisten. Was ich aber mit meinem Wunsche komischer Darstellungen meinte, war, daß Sie in jenes frühere Gebiet der Laune zurück kehrten, worin Sie zuerst auftraten und wo der Autor (wie z. B. Anton Wall in seinen Vorreden und Sterne in der Kastaniengeschichte) sich und Kleinigkeiten spielend und belächelnd groß darstellt. Da die Laune, ungleich andern Kräften, gerade mit den Jahren wächst: so müßte Ihnen, dächt’ ich, die Wiedereroberung jenes launigen Gebiets recht leicht werden. — Übrigens wäre Ihren komischen Charakteren, so wie Hofmanns schauer lichen, mehr organische Festigkeit zu wünschen. —

Nehmen Sie sich nur mehr Zeit als Papier, anstatt daß die meisten jetzigen Schriftsteller es umkehren und leichter und schneller Bände, als ich Bogen, füllen.

Da ich mehr zu einem Danke als zu einem Urtheile Zeit und Verbindlichkeit habe: so werden Sie die mangelhafte Kürze des letzten gütig verzeihen. Mit Hochachtung und Liebe


Ihr ergebenster Jean Paul Fr. Richter
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Friedrich August (Pseud. Friedrich Laun) Schulze. Bayreuth, 1. Juni 1823. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_381


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955. Briefnr.: 385. Seite(n): 227 (Brieftext) und 404-405 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H:Auktion 111, Bassenge (18.4.2018), Autographen Nr. 2063; davor Frau Marie Paquet, geb. Steinhausen, Frankfurt a. M. 2 S. 8º; 4. S. Adr.: An den Schriftsteller Laun in Dresden d. Einschluß. Auf der 3. S. Notiz von Launs Hand: „Beantwortet am 25. Aug. 23 u. dabei den Roman die Luftschlösser gesendet, u. den neuen zugesagt.“ (Karoline Richter meldet im Brief an J. P. IV. Abt., VIII, Nr. 260, es sei von Laun ein unbedeutender Brief mit einem Roman gekommen.) K: Laun oder Schulze in Dresden 1. Jun. J: Fr. Launs Memoiren (1837), 3. Bd., S. 68×. 227,10 Verzögern] aus Zögern H 24 füllen] aus machen H

Einlage des vorigen. J. P. war in Dresden mit Laun (Friedr. Aug. Schulze, 1770—1849), den er wenig schätzte (vgl. Bd. VI, Nr. 826, 358, 10, VII, Nr. 54, 21, 33), zusammengetroffen und hatte ihn, wie Laun in seinen Memoiren berichtet, ermuntert, sich wieder mehr dem Komischen zu widmen. Das übersandte Buch war nach Launs Angabe der Roman „Der große Mann in Liebes- nöthen“ (1823). 227, 16 Sternes Kastaniengeschichte: Tristram Shandy IV, 27.