Von Jean Paul an Wilhelm I. Bayreuth, 29. Oktober 1825.
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Allergnädigster König und Herr!
Zu dem Throne Eurer königlichen Majestät lege ich eine Bitte
nieder, deren Bedeutenheit nur durch das Auge Ihrer Majestät, das295,25
zugleich die großen und kleinen Interessen des Staats zu
würdigen weiß,
sich entschuldigen kann. In der künftigen
Ostermesse 1826 wünsche ich
meine sämmtlichen poetischen und
philosophischen Werke in 60 Bänden
herauszugeben. Aber diese ganze literarische Ärnte von
vierzig Jahren,
welche mich für so viele Opfer belohnen
soll, würde durch den Hagel295,30
schlag des Nachdrucks untergehen, wenn nicht eine mächtige wohl
thätige Hand mich durch ein Privilegium
gegen den Nachdruck davor
rettete. Und an diese mächtige
Hand wenden sich alle meine Hoffnungen
der Zukunft und sie
dürfen es vielleicht bei einem Herrscher, dessen
schöne
Länder von jeher die Musen beglückten, um mit ihrem Licht
295,35
wieder andere Länder zu beglücken.
Mögen Eure Königliche Majestät mit derselben Huld und Gnade,296,1
womit Sie die Bitten Ihrer Unterthanen erhören, auch die vertrauens
volle Bitte eines Fremden verzeihen, der
immer ein inniger Verehrer
Ihcer Königlichen Größe und Güte
war, und der bei einer immer
wachsenden Blindheit seiner
Augen nur von den Früchten seines ver296,5
gangenen Fleisses leben kann, da ihn vielleicht das Schicksal
aller
ferneren Thätigkeit beraubt hat.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Wilhelm I. Bayreuth, 29. Oktober 1825. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_508
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K 1 (Konzept von Odiliens, z. T. von Karolinens Hand): SBB, Nachlass Jean Paul, Fasz. 19 (wie zu Nr. 505): An den König von Würtenberg. * K 2 (von Odiliens, letzter Absatz von Karolinens Hand) ohne Überschrift. 295,25 Bedeutenheit] Geringfügigkeit K 1 Ihrer] davor gestr. Eurer K 2 30 belohnen] danach gestr. sowie meine Nachkommenschaft beglücken K 1 35 mit ihrem Licht] aus von da aus K 1. — K 1 hat noch den Satz: Zwei Staaraugen, deren Heilung die Kunst erst im Frühling begehren kann, werden [aus können allein] bei Ihrer Majestät den Gebrauch einer fremden Hand entschuldigen.
Das Privileg für Württemberg wurde am 8. Dez. 1825 auf 12 Jahre erteilt.