Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. München, 6. Juli 1820.
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Vor meiner Abreise hab’ ich hier noch einmal eine Bitte an Sie zu
thun, nämlich die, an H. Direktor von Schlichtegroll die Nummern
150, 151 und 153 des Morgenblattes gefällig und wo möglich
frankiert
51,15
und baldigst abzusenden und mir in Rechnung zu
bringen, da ich ihm
leider die Blätter verloren.
Haben Sie herzlichsten Dank für Ihren letzten Brief voll Güte und
voll Geld. Unsere Rechnungen des vorigen Jahrs sind
demnach
geschlossen.51,20
Mein Aufsatz für den Damenkalender wird doch Anfangs Augusts
noch früh genug anlangen? — Der andere für das Morgenblatt
soll
in Berlin geprüft werden; denn in
jedem Falle muß er die dortige heisse
Zensur-Linie passieren, da ja das ganze Buch dort im Handel
umlaufen
muß. Hält er nun dort die Matrosen-Taufe des
Gleichers aus: so schreib’51,25
ichs Ihnen und Sie nehmen
ihn dann auf.
Daß mein guter von mir so hoch geschätzter und so treu geliebter
Cotta auch nur die kleinste unangenehme Empfindung — die ich
nach
frühern Briefen über den Abgang meiner Werke nicht
voraussetzen
konnte — bei dem Übergange zu einem fremden
Verleger gehabt, dieses
51,30
that mir selber sehr weh; es soll aber auch die
letzte der Art gewesen
sein.
Leben Sie recht froh!
Jean Paul51,35
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. München, 6. Juli 1820. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_71
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Cotta-Archiv. 3 S. 16°. Präsentat: 9ten Jul., [beantw.] 24 Aug. K: Cotta 6. Jul. J: Cotta 2,519×. B: IV. Abt., VIII, Nr. 38. A: IV. Abt., VIII, Nr. 63. 51, 12 6.] aus 5. H 25 Hält] aus Wird H 30 gehabt] danach gestr. hat H
Vgl. 42, 23–28†. Tagebuch 2. Juli: „Mittags bei Schlichtegroll; dann botan. Garten besucht, chem. Laboratorium, und dabei 3 Morgenblätter verloren.“ 51, 22–26 Aufsatz fürs Morgenblatt: die Vorrede zum 2. Band des Kometen. Cotta hatte geschrieben, das Gesandte sei außerordentlich interessant, aber die Redaktion zweifle noch, ob es nicht zu angreifend gegen Pr(eußen) sei. Dazu Randbemerkung Jean Pauls: Ich will daher diese Vorrede nach Berlin an die Zensur schicken, besonders Reimers wegen. (Davon riet Otto ab, wie Karoline am 24. Juni schreibt.) In A teilte Cotta mit, das Morgenblatt habe schon vor Eintreffen von Jean Pauls Brief den Aufsatz zu bringen gewagt (17.—25. Juli, also doch erst nach Eintreffen des Briefs), „und bis jetzt ohne Tadel“. 27–32 Auf Jean Pauls Mitteilung wegen des Kometen hatte Cotta erwidert: „ Reimer war also der glückliche — ich soll nach dem was Sie mir darüber Freundliches sagen wollten, nicht empfindlich darüber seyn, und doch fühle ich, daß ich empfindlich bin.“ In frühern Briefen hatte Cotta z. B. über den Verlust geklagt, den er durch den schlechten Absatz der Flegeljahre erlitten habe.