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Korrespondenz

Von Jean Paul an Caroline Richter. München, 8. Juli 1820.

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München d. 8ten Jul. 1820 [Sonnabend]

Meine geliebte Karoline! Obgleich dieser Brief mit mir an Einem Tage (Mittwoch) ankommen wird: so muß ich dir doch für deinen so lieblichen und herzrührenden danken, da ich gestern in einer Stube voll Männer und Arbeiten nicht schreiben konnte und da Max vielleicht meinen Wunsch des Fenstermachens nicht freundlich genug aus Eile ausgedrückt. — Der arme Junge ist mein ewiger Läufer. Nach Geld fragt er fast zu wenig, er sperrt es nicht einmal gegen seine 2 Kameraden ein. Neulich fand ich sein Beutelchen leer, da ich bei ihm war, ohne daß er mir etwas davon gesagt. Da im Seminarium stets 4 der ausgezeich netsten ohne Rücksicht auf Vermögen 100 fl. bekommen: so bekommt er auch 100 fl., was er mir ohne besondere Freude sagte. — Für die Enkelin und für den Mann der guten Renate hoff’ ich hier bei dem Hof prediger und bei Barth etwas ausgerichtet zu haben. — Mein guter Max hilft mir recht beim Einpacken. — Wagner sage, daß Bahrt mich gestern versichert, er werde gegen Ende des Studienjahrs gewiß nach Augsburg versetzt, und daß er zweitens auf den Rath Niethammers, welcher der Referent sein wird, seine Klage dem Minister übergeben habe.

Danke meinem Emanuel für seine Liebe gegen dich. — Gestern sah ich die Prinzessinnen, sogar die kranke; — und heute erst die Bilder gallerie. — Küsse meine gute Emma und Odilie; wie sehn ich mich nach den Kindern und vollends nach dir, geliebtes Herz, das mir nicht nur meine Freuden hier ersetzen sondern auch meine Leiden vergüten wird. — Grüße den guten Otto und Amöne. — Die Leute hier haben mir viel aufgepackt. — Max bringt sein Faß nach Baireut. — Dein Kuchen schmeckt mir und andern trefflich. — Kann Schwabacher nicht in Berlin die 80 Ld’ors Reimers für mich erheben? — Unbeschreiblich viel hab’ ich in Baireut zu thun. Daß ja niemand mich am Donnerstage störe. Lebe froh, froh, meine Seele, bis ich dich an meinem Herzen halte.


R.
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Caroline Richter. München, 8. Juli 1820. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_75


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955. Briefnr.: 75. Seite(n): 53-54 (Brieftext) und 342-343 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin JP. 2 S. 4°; 4. S. Adr.: Frau Legazionräthin Richter, Baireut. B: IV. Abt., VIII, Nr. 49 und 50. 54,2 100 fl.] aus diese 100

Max hatte am Tage vorher an die Mutter geschrieben, u. a. über die Fensterrahmen, vgl. 45, 30. 54, 15 Faß: zum Transport seiner Bücher und Effekten, vgl. Bd. VII, 313,17 .