Baireuth d. 7. Febr. 1817
Endlich kann ich auf Ihre fast jahralte Frage über eine neue Ausgabe des Siebenkäs antworten;
denn ich habe an ihr schon zu
arbeiten angefangen.
1. Er soll in vier Bändchen, zwei zur Michaelis Messe 1817, zwei zur Ostermesse 1818 herauskommen; denn außer den kleinen
Verbesserungen auf allen Seiten
werden schon zu den beiden ersten Bändchen an 6
bis 8 neue Druckbogen eingeschaltet. Auch die Frucht- und
Blumenstücke werden anders durch die 4 Bändchen
vertheilt. Sogar neue Briefe und Züge von meinem geliebten Leibgeber geb’ ich dazu.
2. Druck und Format sind wie die Vorrede in Dobenecks
Werk
über den Aberglauben; doch können Sie mir andere,
aber ähnliche Druck-Proben Ihres Verlags
vorschlagen.
3. Das Honorar ist bei einer Auflage von 1500 Exemplaren
Drei
Louisd’or für Bogen; nach Absatz von 1000
Exemplare[n]
wird ein 4ter nachbezahlt.
Leider gab ich bei meiner gänzlichen Unkenntnis
des Buchhandels und bei der einem Unverheiratheten natürlichen Gleichgültigkeit gegen Geld dem
Buchhändler Matzdorf den Bogen der 1ten Auflage für 10 rtl. pr. cour. und
stellte ihm noch dazu die Stärke der Auflage frei wie
bei allen meinen Werken seines Verlags. Daher er schon
nach seinem eignen Ge ständnis
3000 Exemplare von Titan auflegte. Damit vergleich’
ich
nun jetzo die öffentlichen Berechnungen des redlichen
Perthes, z. B.
daß eine Auflage Winkelmanns zu 850 Ex., welche mit
Honorar
zu 3 L. d. an 4000 rtl. zu
verlegen kostet, schon durch einen Absatz von 550 Ex.
gedeckt ist und das Übrige reiner Profit. (S. Geogra
phische Ephemeriden August
1816.)
4. Es versteht sich, daß ich auch diesen neuen Siebenkäs in meine
opera omnia aufnehme, obwol ohne Nachtheil seines
Absatzes.
Denn erstlich brauch ich noch Jahre zu neuen Arbeiten;
zweitens mehre Jahre zur Vorbereitung der großen
Ausgabe; drittens mehre Jahre bis zum Siebenkäs
hin; viertens bleibt Ihnen ja doch der
Einzel-Verkauf.
5. Ich erbitte mir 10 Freiexemplare auf Schreib- und 2 auf Velin-
Papier. (Verzeihen Sie die unlogische Folge der
Bedingungen.)
6. Im April würd’ ich Ihnen das Mspt des ersten Bändchens schicken; und so später zur rechten Druckzeit das 2te. Bei jedem Empfange des Mspts
zahlen Sie das muthmaßliche Honorar; und nach Abdruck das bestimmte nach.
7. Ich ersuche Sie, in Ihrer Antwort die Bedingungen bestimmt auszuschreiben, die Sie eingehen.
8. Sollten wir uns in den Hauptpunkten nicht vereinigen können: so erschiene dennoch künftiges Jahr die zweite Auflage
des Siebenkäs. Aber ich hoffe unser Vereinigen.
Leben Sie wol und geben Sie mir eine beschleunigte Antwort und wo möglich ein
Ultimatum dazu, da mein Zeitmangel und
Berlins
Ferne keinen langen Briefwechsel gut vertragen.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Berlin acc. ms. 1901. 11 (derzeit BJK). 4 S. 4°. Präsentat: 7/2, resp. 18/2. K 1: Buchhändler Reimer in Berlin 7 Febr. (Konzept vorher.) K 2 (von Karolinens Hand mit eigenh. Fußnoten): Cotta-Archiv (Beilage zu Nr. 268). B: IV. Abt., VII, Nr. 18. A: IV. Abt., VII, Nr. 49. 100, 4 7.] aus 3. H 10 werden] aus kommen H 15 sind] aus ist H 101,10 auszuschreiben] aus auszusprechen H 15 mein Zeitmangel] aus meine Zeit H 16 vertragen] aus verträgt H
Vgl. Bd. VI, 622, Nr. 236: Reimer hatte im Januar 1816 gemeldet, von den Blumen-, Frucht- und Dornenstücken, die er aus dem Matzdorffschen Verlag übernommen, sei der 1. Band bis auf 100 Expl. vergriffen; es werde also vielleicht im nächsten Jahr eine neue Auflage erforderlich sein, für die Jean Paul seine Bedingungen angeben möge. (Dieser hat darunter geschrieben: Er kann passen.) — Im Briefkopierbuch steht nach Nr. 258 ein „Auszug aus den Buchhändlerbriefen“ mit Angaben der Honorare für die einzelnen Werke. 100, 15 Dobenecks Werk war 1815 in Reimers Verlag (Realschulbuchhandlung) erschienen, vgl. Nr. 160†.