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Korrespondenz

Von Jean Paul an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 5. November 1817.

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Baireut d. 5. Nov. 1817 [Mittwoch]
154,24

Warum muß nach so langem Schweigen das erste Briefchen154,25
gerade in ein Brieffelleisen fallen, das ich in dieser Woche abzu
schicken habe mit einem Manuskript dazu? Glücklicher Weise geht
dieses am Freitage auch nach Heidelberg. Dort holen Sie nur bei
dem Buchhändler Engelmann einen Brief an Hofrath Thibaut ab,
worin ich Sie so sehr als nöthig lobe bei diesem köstlichen Singakade154,30
misten und Kraftkopfe. Auch zum Kirchenrathe Paulus gehen Sie
und sagen nur, Sie wären der, den ich im Briefe an seine Tochter —
eine Klaviervirtuosin und meine beste Leserin und Freundin zu
gleich — so sehr gepriesen hätte, wenn nicht zu sehr. Bei dem Kir
chenrath Schwarz richten Sie blos einen schriftlichen Gruß mündlich 155,1
aus und übernehmen das Loben selber, was Sie ja so gut können
als ich, sobald Sie einige Bescheidenheit daran setzen. — Mein
herrlicher Dutzbruder, der jüngere Professor Voß, liefe freilich für
Sie als meinen Freund durchs Feuer — aber in dieses haben Sie 155,5
leider früher seinen Vater selber gesetzt. — Gut wird es Ihnen in
Heidelberg gehen. Auch mich werden Sie da zu sprechen zwar nicht
bekommen, aber zu sehen und zwar einmal ohne Nase; denn die
andere Büste von mir gleicht mir darin mehr und hat sie noch.


Ein ganzes Herz voll Grüße an Ihre herrliche lust-, kopf-, herz155,10
und scherzreiche Eva, für welche Sie als tugendhafte und unver-
führerische Schlange oben auf dem Ehebaume sitzen.



Dr. Jean Paul Fr. Richter

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 5. November 1817. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VII_345


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Textgrundlage
D: Jean Pauls sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 7. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1954. Briefnr.: 345. Seite(n): 154-155 (Brieftext) und 391 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin Varnh. 213 (derzeit BJK). 4 S. 16°. K: Thieriot 5 Nov. J: Denkw. 1, 485. B: IV. Abt., VII, Nr. 23. 154,32 nur] aus blos H 155,6 selber] nachtr. H

155, 5 f. Thieriot hatte 1798 anonym eine Satire auf Vossens HomerÜbersetzung veröffentlicht u. d. T.: „Der Scholiast zum teutschen Homer; Centones Vossio-Homerici“; vgl. 156, 18—21. 7—9 Vgl. Nr. 368. — Am Rand des Briefes einige Zeilen von Emanuel mit Erwähnung seiner 3 Tage alten Tochter, s. zu Nr. 349.