Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 2. Juli 1815.
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Mein hochgeschätzter Freund! Hier erhalten Sie den Aufsatz
für den Damenkalender; ferner einen (schon vor 4 Wochen
fertigen)
komischen für das Morgenblatt, den ich Sie bei seiner Kürze
un-
zerschnitten zu geben bitte. Auch folgen
mit meinem Danke hier die
geliehenen Morgenblätter.
26,20
Ich danke Ihnen herzlich für die 607 fl. (vom 20ten Mai),
deren
Anweisung ich jedoch, da Sie solche nicht in
Augsburger Kurrent
ausgefertigt, nur mit dem Verlust von 1 Prozent
anbrachte.
Ihr Wunsch in Ihrem letzten vom 20ten Mai „daß Ihnen bei
„dem Wiederdruck der schon nach Schmelzles Maßstab
bezahlten
26,25
„Aufsätze in der Blumine ein
kleiner Wiederersatz werde“ ist zwar
an sich sehr billig, aber er kommt etwas zu spät. Denn vor
dem
Abdrucke des ersten Theils der Blumine wurde er schon
— antizipiert
und erfüllt. Es ist nämlich zwischen uns beiden
Hohen Mächten in
dem den 27. Jul. 1810 über die Blumine
geschloßnen Vertrage aus26,30
drücklich
festgesetzt worden, daß die von Ihnen schon einmal be
zahlten Aufsätze nur 3 Ld’or zu
erheben hätten, blos die übrigen
aber 5 L. Jedoch ist bei dieser zweiten Herbstblumine der
geheime
Artikel noch nachzutragen, daß nur solche Aufsätze
des Morgen-
blattes, welche erst seit dem 11ten Aug. 1809 nach Schmelzle
27,1
honoriert worden, so wie auch die Ihres Damenkalenders das
Recht
der 3 Ld’or genießen, keinesweges
aber die vorhergehenden, wofür
ich nur 1½ L.d’or erhalten, oder auch die beiden aus der Urania
meiner Schwägerin, wofür ich gar keinen bekommen. —
27,5
Aber in welcher Jahrzeit erscheint denn endlich diese Spät
herbst blumine? Ob ich gleich diese
Frage schon einige mal gethan:
so soll mir doch eine Einzige
Antwort genug sein.
Da die Entscheidung über meine Pension sich wieder in einen
neuen Frieden hinein zu verschieben droht: so thäten Sie mir wol27,10
mit der Nachricht einen großen
Gefallen, wo der edle Stägemann
jetzo arbeitet, damit ich ihn über das Schicksal meiner
beiden Abgebe
Briefe befrage.
Beiliegende Druckfehler bitten um den zweiten Druck.
Ich bitte Sie noch, daß Sie die Güte haben möchten, mir künftig27,15
von jedem Morgenblatte, worin eine Arbeit von mir ist,
Ein
Exemplar den Sendungen an die hiesige Harmonie beizulegen,
damit ich Freunden, die die ganze Wochenschrift spät
bekommen,
dienen kann.
Leben Sie so wol als jetzo Europa, wenn man 28 Millionen
27,20
ausnimmt.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 2. Juli 1815. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VII_69
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Cotta-Archiv. 3⅔ S. 8°. Präsentat: 8 Jul. 1815, [beantw.] 12 —. K: Cott. 2 Jul. 3ten ab. B: IV. Abt., VII, Nr. 7. 26,22 Augsburger] aus Augspurger H 24f. bei dem] aus für den H 29 zwischen] davor in den H (fehlt K) 30 geschloßnen] aus festgesetzten H 27,5 wofür] worauf K 10 droht] aus scheint H
Mit den „Erinnerungen aus den schönsten Stunden“ und dem „Vorschlag eines neuen, mildern Wortes für Lüge“. 26, 21—23 Anweisung: vgl. 24, 13f. 24ff. Blumine: vgl. Bd. VI, Nr. 317, 124, 17—21. 27, 12f. AbgebeBriefe: Nr. 25 u. 26. 14 Druckfehler: des Aufsatzes „Die wenig erwogene Gefahr“, abgedr. im Morgenblatt v. 13. Juli 1815, Nr. 166. 20 28 Millionen: die damalige Einwohnerzahl Frankreichs.