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Korrespondenz

Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 21. Oktober 1809.

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Bayreuth d. 21. Okt. 09

Ich danke Ihnen für das Taschenbuch, das ich schon längst —, und für Herders Werke, — die ich — obwol vom 8. Sept. ab gesandt — erst vorige Woche empfangen. Desto mehr wünscht’ ich oder eigentlich meine Freunde die Dämmerungen zu sehen, welche Ihr Brief und der Meßkatalog versprachen. Deren Abdruck in Jena ist mir lieb; weil ich dadurch der engbrüstigen und eng köpfigen Zensur entgehe, welche mir aus meinem letzten Aufsatze für das Morgenblatt gerade die beiden besten Artikel wegköpfte.

Wahrscheinlich ist Fromman an der verzögerten Abschickung schuld. In jedem Falle bitt’ ich sehr um die schnellere.

Der Oberförster Wolf wünscht, daß ich ihm einen derben Stoß vor den Hintern gäbe, um ihn hinauf zu stoßen. Dazu ist mein Fuß zu gut; denn es ist zu unverschämt, sich blos auf den Gebrauch des Namens J. Paul berufen zu wollen, da er hinten mich ja Richter etc. nennt. Doch auch ohne dieß darf niemand einen angenommenen Namen eines Autors wieder annehmen, weil sonst 10 Spitzbuben in jeder Messe sich J.P.’s, Novalis etc. nennen und so die Titel-Verwirrung ins Unendliche fortpflanzen könnten. Ja sogar nach der bloßen Jurisprudenz wäre ihm erlaubt, Geschlechtsnamen anzunehmen; und ein neuer Herder brächte dann Zuwürfe zum alten — — wo hörte am Ende der Wirrwarr auf?

Leben Sie wol!


Ihr alter Jean Paul Fr. Richter
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 21. Oktober 1809. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_170


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 171. Seite(n): 62 (Brieftext) und 450 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Cotta-Archiv. 2⅔ S. 8°; 4. S. Adr.: Herrn Buchhändler Cotta/ Tübingen/ Fr. Nürnberg. Präsentat: 6 Novb. 09, [beantw.] 7 Dec. K: Cott. 21 Okt. B: IV. Abt., VI, Nr. 34. A: IV. Abt., VI, Nr. 52. 62,20 wegköpfte] aus weghieb H 25 es] aus er H

Der Brief scheint sich mit Cottas an J. P. IV. Abt., VI, Nr. 44 gekreuzt zu haben; „Ihr Brief“ ist der nicht erhaltene vom 8. Sept. (vgl. zu Nr. 149), der letzte Aufsatz im Morgenblatt der „Unterschied des Orients vom Occident“ (vgl. Nr. 134f. und I. Abt., XVII, Einl. S. XXXIX). Wolf: vgl. Nr. 143† und 149†; Cotta hatte J. P. am 17. Sept. eine ihm durch die Andreäsche Buchhandlung eingesandte Erwiderung auf Jean Pauls Artikel geschickt und dazu geschrieben: „es versteht sich, daß es nicht abgedruckt wird, doch sollte man ein Wort über den Eingang sagen und daß Monsieur Wolff den Gesichtspunkt schändlich verrückt hat.“